Kritik zu One in a Million

Quelle: PÖFF

2022
Original-Titel: 
One in a Million
Filmstart in Deutschland: 
20.04.2023
L: 
84 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Die amerikanische Influencerin und ihr Fan in Deutschland: Joya Thome porträtiert zwei Mädchen und ihre Verbindung über Social Media

Bewertung: 4
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Die Entfernung könnte kaum größer sein zwischen Georgia in den USA und Neumünster in Norddeutschland, aber trotzdem gibt es das enge Band von Yara aus der deutschen Kleinstadt zu Whitney nach Amerika. Whitney ist erfolgreiche Youtuberin und Yara ihr größter Fan. Sie hat eine Fanpage erstellt und postet regelmäßig begeisterte Kommentare zu Whitneys Seite. Manchmal beschäftigt sie sich über mehrere Stunden am Tag mit ihrem großen Vorbild. Aber Whitney weiß nichts von ihr, allerdings sticht unter den über eine Million Followern tatsächlich Yaras Fanaccount hervor, denn sie hat zu Whitney die Zwillingsschwester Britney erfunden, was wirklich originell ist. 

Regisseurin Joya Thome, bekannt seit ihrem außergewöhnlichen Film »Königin von Niendorf« (2017), hat sich auf die Suche gemacht nach einer bekannten Influencerin. Whitney hat den großen Traum, in den nationalen Sportkader aufgenommen zu werden, denn sie ist eine fantastische Turnerin. Diesen Traum teilt sie in ihren Posts der Fangemeinde mit. Thome wollte aber nicht die eindimensionale Sicht, sondern auch wissen, was auf der anderen Seite Menschen bewegt, sich als Follower einer Influencerin fast schon demütig hinzugeben. Auch Yara turnt, allerdings ist sie keine Einzelkämpferin, sondern Teil einer choreographischen Teamakrobatik.  

Es ist eine überaus spannende Dokumentation entstanden, die über Kontinente hinweg die Beziehung zwischen zwei Mädchen herstellt, die sich nicht persönlich kennen. Über zwei Jahre lang konnte die Filmcrew die beiden Mädchen und ihre Familien begleiten.

Dabei hat Thome abseits der Social-Media-Welt junge Frauen porträtiert, die privat nachdenklich und verletzlich sind. Whitney gibt im Internet nur das preis, was sie als starke Kämpferin zeigt und nie einen Zweifel an ihrem Optimismus lässt, denn das sei sie den Fans schuldig. Diese Power und Disziplin ist genau das, was Yara an Whitney so begeistert. Aber hinter den Kulissen hat Whitney Höhen und Tiefen zu durchleben, die sie nicht öffentlich mitteilt. Mit ihrem Vater, der die Filme größtenteils aufnimmt und bearbeitet, gerät sie darüber in Streit, denn sie will die Hoheit über ihr Image behalten. 

Das Vertrauen, das die Mädchen dem Filmteam entgegenbringen, macht ihre Geschichten einzigartig. Yara, introvertiert und schüchtern, offenbart, dass sie eher Frauen als Männer mag, und erzählt, wie positiv ihre Umwelt auf ihr Coming-out reagiert hat. Whitney textet abseits der Sportkarriere grüblerische Lieder, die eine zweite Begabung offenbaren. Auch diese gehen viral. Nach den Dreharbeiten, die vom Lockdown erschwert wurden, lernen sich die beiden real kennen, davon bleibt nur ein Foto. Yara hatte sich da schon von ihrem Vorbild verabschiedet, es gibt für sie nun andere, wichtigere Dinge im Leben, aber ihre Zeit mit Whitney hat sie geprägt. An keiner Stelle bewertet der Film oder betreibt Medienschelte, sondern interessiert sich ausschließlich für die Mädchen, und das macht ihn so authentisch und außergewöhnlich.

Meinung zum Thema

Kommentare

Erstmal welche Beziehung? Und der Vater ist doch der einzige, der diese Karriere braucht.

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