Kritik zu Hugo Koblet - Pédaleur de charme
Manchmal ist der Film dazu da, ein Denkmal zu setzen: Der Schweizer Autor und Regisseur Daniel von Aarburg erzählt von der großen Schweizer Radfahrerlegende der 50er Jahre, dem charmanten Radrennfahrer Hugo Koblet
In der Schweiz ist er ein Held. Mit Hugo Koblet begann die Begeisterung für den Radsport dort, und doch ist sein Ruhm 50 Jahre nach seinem bis heute ungeklärten Tod in seinem Alfa Romeo spürbar verblasst. Grund genug, die Geschichte eines Nationalhelden zu erzählen, eines jungen Mannes, der nichts weiter wollte als Rad fahren, der stürzte und wieder aufstand und mit einer ungeheuren Energie allen davonfuhr.
Aber Daniel von Aarburgs Film ist mehr als nur ein Denkmal. Er ist auch ein Dokument der Zeit, als der Sport seine Unschuld verlor. Kann sich Hugo Koblet zu Beginn noch gegen die Versuche seiner Trainer und Manager wehren, die Leistung künstlich zu steigern, so lässt er es irgendwann doch zu. Als er unter einer Nierenbeckenentzündung litt und zu befürchten stand, dass er die Tour de Suisse nicht würde zu Ende fahren können, ließ er sich »Vitamine« spritzen, die sich dann als hochdosierte Amphetamine herausstellten. Ob es tatsächlich nur diese eine Spritze war, die sein Herz derart schädigte, dass er bei zukünftigen Bergetappen nicht mehr genug Luft bekam, um an der Spitze mithalten zu können, ist nicht belegbar. Im Film allerdings ist es der Moment, in dem aus der Heldengeschichte die eines beispielhaften Niedergangs wird.
Von Aarburgs Dokumentation will beides, möglichst authentisch und belegbar hinter die Figur Hugo Koblet schauen und alle noch lebenden Wegbegleiter zu Wort kommen lassen, diesich dazu bereit erklärten. Aber er will auch emotional wirken. Dazu inszeniert er etwas hilflos fernsehhafte Spielszenen, die Koblet auferstehen lassen und dazu unterschwellig eine Atmosphäre von Enttäuschung und Verbitterung erzeugen. Es ist gut, dass diese Szenen immer wieder unterbrochen werden. In der Mischung aus Archivmaterial, Tagebuchaufzeichnungen Koblets, realen Aussagen und nachinszeniertem Leben gelingt Daniel von Aarburg ein in sich stimmiges Bild.
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