Kritik zu Eine schöne Bescherung

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Das Weihnachtsfest als Test der Liebe: In der von Helena Bergström inszenierten schwedischen Komödie lädt ein schwules Paar die Familien zum gemeinsam Feiern ein und konfrontiert sie mit der eigenen Nachwuchsplanung

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Das denkbar schönste Weihnachtsgeschenk wollen sie ihren Eltern machen, das tollste überhaupt: ein Enkelkind! Jetzt fragt sich vielleicht so manche/r, was genau daran so super sein soll, aber schließlich ist Weihnachten der Geburtstag des Jesukindleins und insofern prädestiniert für dergleichen frohe Kunde. Beziehungsweise dafür, dergleichen Kunde froh zu finden. Nur kommt da auch schon das »aber« ins Spiel und es ist ein aber in Versalien: Maria und Josef waren ein Heteropärchen – das mit der unbefleckten Empfängnis lassen wir mal eben tunlichst beiseite –, während Oscar und Simon, die Namen verraten es, ein schwules Paar sind.

Dass die beiden nun am Weihnachtsabend ihren jeweiligen verdutzten Sippschaften – die, wie sich bei der Gelegenheit herausstellt, noch kaum über den Schock des Coming-outs ihrer Söhne hinweggekommen sind – die hochschwangere Cissi als Dritte im queeren Familienbunde präsentieren, sorgt zunächst für lauwarme Gratulationen und alsbald schon für hitzige Diskussionen: Wer ist der Vater? Wie sieht die Sache rechtlich aus? Gibt es einen Vertrag? Und überhaupt: Wie ist das zugegangen und wie soll es weitergehen? Die zuvor bereits eher erzwungen wirkende Festtagsstimmung ist rasch beim Teufel, nur notdürftig gedeckelte Ressentiments werden offengelegt, aus passiv-aggressiver Verbitterung wird artikulierter Ärger und weil sich zuvor alle so sehr darum bemühten, friedlich und nett zu sein, fliegen die Fetzen nun umso heftiger.

Same procedure as every year also, und im Übrigen auch aus zahlreichen Filmen zum Fest vertraut. Dass der Weihnachtstest, bekanntlich einer der härtesten, hier eine Patchworkfamilie trifft, kompliziert die Dinge. Doch was den Verlauf anbelangt, macht Helena Bergströms »Eine schöne Bescherung« keine Ausnahme: Mit Verve stürzen sich die Beteiligten in die Eskalation des Konfliktes und nichts, was hinterher bitter bereut werden kann, bleibt ungesagt; anschließend wird sich mit ebenso großer Verve in ein dem Anlass angemessenes Happy End gestürzt.

Mit seinem guten Dutzend Figuren, die alle ihre je eigenen Erwartungen, privaten Kümmernisse und Heimlichkeiten zum Stelldichein mitbringen, ist »Eine schöne Bescherung« personell etwas überbesetzt. Zumal sich daraus zahlreiche Anspannungen, Anziehungen und Abstoßungen ergeben, die zwar angerissen, aber nicht weiterverfolgt werden können, weil insgesamt schlicht zu viele Eisen im Feuer liegen. Vor diesem Hintergrund ist die Leistung des Ensembles zu würdigen, das sich hier unter der Regie von Bergström, die in ihrem Heimatland Schweden vor allem als Schauspielerin bekannt ist, zusammengefunden hat. Die Akteure lassen sich von den kreuz und quer strebenden Interessens- wie Gefühlslagen der Figuren nicht aus der Ruhe bringen und arbeiten stattdessen so lässig wie liebevoll an den einprägsamen Wesenszügen ihrer jeweiligen Charaktere. So sorgen sie inmitten all des Chaos für die dringend notwendige Bodenhaftung sowie für Momente tragikomischen Wiedererkennens.

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