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Gerhard Midding

Den folgenreichsten Gedanken zum Werk von Anthony Mann entnahm ich weder einer Kritik, einem Buch noch einem Vortrag, er stammt auch nicht aus dem Bonusmaterial einer DVD. Nicht, dass darin nicht jeweils zahlreiche kluge Interpretationen zu finden wären. Aber den Schlüssel lieferte mir eine unverhoffte Quelle: ein Synchronsprecher.

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Vorgestern zerschellte einer meiner schönsten Kaffeebecher auf dem Küchenboden. Ich trennte mich ungern von ihm, aber auch mit Alleskleber war der Schaden nicht zu beheben. Als Kaffeebecher diente er mir, genau genommen, gar nicht mehr: Seit Jahren trank ich nur noch Tee daraus. Eigentlich war er auch nicht wirklich schön, obwohl mir seine tiefblaue Lackierung immer gefallen hatte. Das Beste an ihm war, dass er das Logo von Paramount trug.

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In den Kritiken, die zum Start von „Leid und Herrlichkeit“ erschienen sind, werden Sie bestimmt viel gelesen haben über den autobiographischen Gehalt von Pedro Almodóvars jüngstem Film. Er gibt sich unumwunden zu erkennen: Der Regisseur reflektiert seine berufliche Existenz; die Rückenoperation, der er sich vor einiger Zeit unterzog, ist ein maßgeblicher Ausgangspunkt; auch die abschweifende Erinnerung an eine Provinzkindheit speist sich aus eigenem Erleben.

Gerhard Midding

Wer Volksvertreter nach ihren Lieblingsfilmen fragt, sollte auf Überraschungen gefasst sein. Das ist eine wunderbare Gelegenheit, mit unverhofften Antworten zu punkten. Auch böse Clowns können glaubhafte Bewunderer guter Filme sein. Es ist natürlich fraglich, ob Journalisten dabei immer die Wahrheit erfahren. Berufsbedingt geben sich Politiker gern volksnah und wollen ungern raffinierter erscheinen als ihre Wähler.

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Es hätte alles noch überwältigender sein können. Aber bevor dieser Film dem Zuschauer den Atem raubt, lässt er ihm gehörig Zeit, Luft zu holen. Er übt sich in Understatement, um das Heroische besser zur Geltung zu bringen.

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So viel Staudensellerie, wie ich in den letzten Tagen klein gehackt habe, esse ich sonst in einem Monat nicht. Er gehörte für ihn praktisch in jede Pastasauce. Ihm zuliebe habe ich auch den Brühwürfel wiederentdeckt. Mit dem Knoblauch hingegen geize ich wohl mehr als Lino Ventura.

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Im nächsten Frühjahr wird in der Cinémathèque francaise eine Ausstellung über Louis de Funès gezeigt. Bereits im letzten März kursierten Gerüchte, nun steht das Datum endgültig fest. Es lässt einige Kollegen vermuten, das Ganze sei ein Scherz: Sie läuft am 1. April an, begleitet von dem üblichen Rahmenprogramm, einer Retrospektive, Vorträgen und Diskussion.

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Wenn in der Betreffzeile ihrer Mails als erstes Wort "Hommage" steht, mache ich immer auf einen Schrecken gefasst. Die französische Filmakademie ist oft der erste Überbringer trauriger Nachrichten. Am Freitagabend meldete sie den Tod des Kameramannes Pierre Lhomme. Siebenmal war er seit 1976 für einen César nominiert worden; 1989 gewann er ihn zum ersten Mal für »Camille Claudel« und zwei Jahre später für »Cyrano de Bergerac«.

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Wie schnell die Paradigmen wechseln, bekommt man kaum mehr mit. Es geht alles einfach zu schnell. Was eben noch galt, muss es im nächsten Moment nicht mehr tun. Gewissheiten lösen sich in Windeseile in Luft auf. Die Demographie wandelt sich von heute auf morgen. Gerade noch war das Teenagerpublikum für Hollywood eine sichere Bank. Und nun ist schon kein Verlass mehr darauf.

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Die Beiläufigkeit, hinter der dieser einminütige Teaser seine Absichten verbirgt, ist beeindruckend. Er schleicht sich heran an den Zuschauer. Keinen Augenblick käme er auf die Idee, das Ganze diene der Beschwichtigung. Fast könnte er glauben, Daniel Craig habe sich in den Videoclip eines karibischen Rappers verirrt. Gewiss, man sieht ihn kurz bei der Arbeit mit seinem Regisseur. Auch ein alter Weggefährte taucht auf, neben vielen neuen Gesichtern. Aber von Anspannung keine Spur.