DVD-Tipp: Zwei DEFA-Filme wiederentdeckt
© Icestorm
Das deutsche Kino nach 1945 war auf DVD lange Zeit vor allem mit Filmen der Bundesrepublik vertreten. Seit kurzem werden nun häufiger auch wichtige DEFA-Filme angeboten. Zuletzt besonders bemerkenswert: »Sonnensucher« (1958), eine frühe Regiearbeit von Konrad Wolf, und »Unser kurzes Leben« (1981) von Lothar Warneke, nach Motiven des Romans »Franziska Linkerhand« von Brigitte Reimann.
Konrad Wolf erzählt in Schwarz-Weiß sehr realistisch von Ingenieuren und Arbeitern, die um 1950 im Uranbergbau in der AG Wismut beschäftigt sind. Die Arbeit ist äußerst gefährlich, die Geigerzähler ticken bedrohlich. Für den Abend gibt es nur die Kneipe und einige Prostituierte. Die Befehlsvollmacht vor Ort haben russische Offiziere, denn das Uran geht in die Sowjetunion. Der Film wurde nach der Fertigstellung sofort verboten und erst 1972 freigegeben. Das eigentliche Wunder ist, dass er überhaupt gedreht wurde.
Franziska Linkerhand, eine begabte junge Architektin, geht für ein Jahr in die Provinz. Dort trifft sie auf ein Team, das in industrieller Bauweise viele Wohnungen für wenig Geld bauen muss. Franziska begeistert sich dagegen für eine individuell gestaltete, lebendige Stadt. Sie gewinnt einen Wettbewerb für eine neue Stadtmitte, die trotzdem nicht gebaut wird: »Sie haben eine falsche Vorstellung vom Leben«, wird ihr entgegengehalten. Franziska, von fast knabenhafter Gestalt, aber voller Energie, träumt von der idealen Stadt und überfordert damit die Gesellschaft der DDR. Sie träumt von der großen Liebe, und scheitert auch da, sie überfordert den Partner. Ihre Maxime: »Lieber dreißig wilde als siebzig brave, geruhsame Jahre.« Simone Frost nimmt man jede Begeisterung ab, aber auch Trauer und Wut, eine Schauspielerin, die man nach dieser Rolle nicht mehr vergisst. Sie ist 2009 gestorben, erst 51 Jahre alt.
»Sonnensucher«
DDR 1958
R: Konrad Wolf
Anbieter: Icestorm
»Unser kurzes Leben«
DDR 1981
R: Lothar Warneke
Anbieter: absolut Medien
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