Heimkino... mit Kindern

Kinderfilme auf DVD
»Mein Lotta-Leben« (2019). © Wild Bunch

»Mein Lotta-Leben« (2019). © Wild Bunch

Was machen, wenn die Kinder- und ­Jugendvorstellungen in den Kinos ausfallen? Katrin Hoffmann empfiehlt tolle Kinderfilme auf DVD, aus dem letzten Jahr – aber auch solche, die es nie in die Kinos geschafft haben

 »Die sagenhaften Vier« von Christoph und Wolfgang Lauenstein

Vier unglückliche Tiere machen sich auf den Weg Richtung Freiheit. Pate für die Geschichte steht das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten. »Chefin« des Teams ist die dicke Katze Marnie, eine verkappte Detektivin. Zu ihr gesellen sich der furchtsame Wachhund, ein verkleidetes Zebra und ein von seinen Hühnern überforderter Hahn. Die Macher Christoph und Wolfgang Lauenstein, seit ihrem Oscar für den Kurzfilm Balance bekannt, haben nach langer Kinoabwesenheit einen bunten und witzigen Animationsfilm vorgelegt.

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»Rocca verändert die Welt« von Katja Benrath

Welch ein Glück, dass Rocca zur Stelle ist, als die Piloten beim Landeanflug auf Hamburg krankheitsbedingt ausfallen. Rocca hat die Luftfahrttechnik ihr Leben lang bei Papa im Raumfahrtzentrum kennen und lieben gelernt, und es gelingt ihr fast mühelos, die große Maschine zu landen. In Hamburg muss sie zur Oma, weil ihr Vater ins All fliegt. Aber Oma und Rocca hatten noch nie ein gutes Verhältnis, da Mama bei Roccas Geburt verstarb. Ganz in Pipi-Langstrumpf-Manier managt Rocca ihren Alltag allein, und mit ihrem unverblümten Wesen gelingen ihr Veränderungen in Schule und Nachbarschaft, die bis dahin niemand für möglich gehalten hätte. Regisseurin Katja Benrath gelang mit der Zeichnung von Rocca eine Mädchenfigur, die Mut macht. 

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 »Checker Tobi und das ­Geheimnis unseres Planeten« von Martin Tischner

Tobias Krell, alias Checker Tobi, bereist die Welt auf der Suche nach dem Ursprung des Lebens. Mit seiner ungebremsten Neugier befragt er eine Vulkanforscherin, tanzt mit indischen Kindern im Monsunregen oder steigt hinab ins ewige Eis. Angelehnt an das erfolgreiche Fernsehformat, können Kinder in dieser Dokumentation von Martin Tischner ihrem Helden Tobi an die entlegensten Orte unseres Planeten folgen und werden immer mit aufschlussreichen Erkenntnissen belohnt, etwa wenn Tobi das Bärtierchen entdeckt, das so winzig ist, dass wir es mit ihm nur unter dem Mikroskop betrachten können. 

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 »Anima für Kids«

Eine wirklich tolle Idee ist die Kompilation des Leipziger Dokumentar- und Animationsfilmfilmfestivals. In der DVD sind kurze Filme für Kinder aus dem Kinderprogramm des Festivals versammelt – alle sehenswert. Ob als Puppen- oder Zeichentrick, jeder Film aus den Jahren 2015 bis 2018 besticht durch eine ganz individuelle Ästhetik. Bauklötze, die sich selbstständig machen, ein kleiner Vogel, der die Raupe bestaunt, als sie zum Schmetterling wird, und leuchtende Figuren in einem dunklen Wald – Kurzfilm-Unterhaltung für die ganze Familie auf hohem Niveau.  

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 »Es war einmal ... nach Roald Dahl«

Bekannte und weniger bekannte Märchen in einen Sack gekippt, durchgeschüttelt und wieder herausgeholt – der typische Roald-Dahl-Kosmos. So anarchisch ist bisher kaum jemand mit unserem Grimmschen Kulturschatz umgegangen. Die drei kleinen Schweinchen, der böse (?) Wolf, Rotkäppchen und einige andere Gesellen aus dem Märchenfundus werden zu einem großen Animationsvergnügen, zum Leben erweckt von den Oscar-nominierten Regisseuren Jan Lachauer und Jakob Schuh und von fantastischen Sprechern wie Christoph Maria Herbst oder Katharina Thalbach.

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 »100% Coco« von Tessa Schram

Na, da hat Coco sich aber mächtig geirrt. Lange hatte sie an ihrem Outfit für den ersten Tag an der weiterführenden Schule gefeilt in der Annahme, dass das super ankommt. Dann das böse Erwachen, denn alle Mitschüler tragen dort die gleichen genormten Mode-Klamotten. Viel schlimmer aber ist, dass sie sich über den kreativen Stil von Coco lustig machen. Als Style Tiger mit Tigermaske macht Coco ab jetzt auf ihrem Videoblog von sich reden. Als sie zur Fashion Week nach Paris eingeladen wird, ruft das den Neid ihrer größten Konkurrentin hervor, die ihren Stil längst kopiert. Der niederländischen Regisseurin Tessa Schramm gelang eine Abrechnung mit Konsum und Fashionwahn und eine Ermutigung zu Kreativität und Durchhaltevermögen.

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»Mister Link« von Chris Butler

Er glaubt, der letzte seiner Art zu sein und ist deshalb furchtbar einsam, der traurige Mister Link. Welch ein Glück, dass ein Forscher ihn entdeckt und nun mit ihm um die Welt reist, um seine nächsten Verwandten, die Yetis im Himalaja, zu suchen. Die Story des Films von Chris Butler spielt im Viktorianischen Zeitalter, und der sehr eitle, aber durchaus sympathische Sir Lionel Frost tritt mit dem felligen Wesen eine Abenteuerreise rund um den Globus an. Die echten Puppen sind vor computergenerierten Hintergründen animiert, was den Bildern eine ganz besondere Ästhetik verleiht. Dafür ist das ausführende Studio Laika schon seit »Coraline« (2009) bekannt.

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 »Mein Lotta-Leben« von Neele Leana Vollmar

Die Comic-Buch-Reihe »Mein Lotta-Leben« ist vor allem bei Mädchen beliebt. Der Film trifft mit seiner Adaption genau den Ton der Vorlage und integriert auch die feinen Scribbles, die alle Lotta-Bücher auszeichnen. Es geht um Lotta und ihre beste Freundin Chayenne, die sich sehr kreative Aktionen überlegen, um auf die Party ihrer Mitschülerin eingeladen zu werden. Dass sie darüber in Streit geraten, liegt fast auf der Hand, aber dann ist die Versöhnung umso schöner. Regisseurin Neele Leana Vollmar hat nach zwei »Rico und Oskar«-Filmen (2014 und 2016) wieder ein Universum geschaffen, in dem sich die originellen Figuren bestens austoben können.

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»Zugvögel« von Olivier Ringer

Die besten Freundinnen Cathy und Margaux feiern Cathys zehnten Geburtstag, an dem diese ein Entenei zum Ausbrüten geschenkt bekommt. Als das Küken schlüpft, ist es allerdings Margaux, die vor dem Brutkasten sitzt, also ist sie die Entenmama und sollte sich um das Küken kümmern. Aber da sie im Rollstuhl sitzt, trauen ihre Eltern ihr das nicht zu und bringen das Küken in eine Geflügelfarm. Daraus werden die Freundinnen es retten und weit weg an einen sicheren Ort bringen. Trotz ganz praktischer Probleme, mit einem Rollstuhl unterwegs zu sein, lassen sich die beiden auf die Reise ein. Das französisch-belgische Roadmovie von Olivier Ringer, das ganz nebenbei als ein Appell zur Inklusion funktioniert, ist spannend und berührend. 

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