Tipps
Seiten
»The Revenant« ist ein Trapperfilm, ein Schneewestern, ein gewaltig-gewalttätiges Epos über die allmähliche Eroberung Nordamerikas. Ein Kunstfilm über Schuld, Sühne und Erlösung. Von Starregisseur Iñárritu allzu kraftvoll auf Authentizität getrimmt, von Superstar DiCaprio allzu expressiv gespielt, kippt der Film zu oft ins Prätentiöse.
Gelegentlich nähert sich Christian Schwochows Film über eine neu-rechte Bewegung zwar der Kolportage an. Aber das nimmt ihm nichts von seiner Dringlichkeit. Denn Schwochow fängt die Strategien der Identitären so präzise und so hellsichtig ein, dass man sich immer bewusst ist, wie real die Gefahr ist, die von den Neuen Rechten ausgeht.
Mit feinem Gespür für Humor und Satire auch in den tragischsten Momenten erzählt der in Syrien geborene Kurde Mano Khalil die Geschichte eines kleinen Jungen an der syrisch-türkischen Grenze Anfang der 1980er Jahre. Es ist ein beeindruckendes Plädoyer für Menschlichkeit und Versöhnung mit einem ebenso beeindruckenden Jungdarsteller.
Ein neunjähriger Junge zieht mit seinem kleinen Bruder drei Tage lang auf der Suche nach seiner Mutter durch Berlin. Das ebenso ergreifende wie intelligente Sozialdrama »Jack« zeichnet jenseits von Elendsklischees das Porträt eines Kindes, das mit aller Kraft seine kleine Familie zusammenhalten will.
Patience (Isabelle Huppert), die als Dolmetscherin für das Pariser Drogendezernat arbeitet, gerät unverhofft in den Besitz einer enormen Cannabis-Lieferung. Jean-Paul Salomé inszeniert ihre Verwandlung in eine geschäftstüchtige Dealerin temperamentvoll und einfühlsam: als Komödie um Verlockung, Lebensträume und Solidarität. Hupperts Unergründlichkeit darf diesmal munteren Elan gewinnen.
Großartiges Regiedebüt der holländisch-polnischen Regisseurin Urszula Antoniak um eine junge Frau, die es auf der Flucht vor ihrem alten Leben in das einsame Landhaus eines Witwers verschlägt. Eine Liebeserklärung an das Alleinsein zu zweit.
Lars Eidinger spielt den Stasimitarbeiter, der als letzter Mensch in der DDR hingerichtet wurde, 1981. Eindringliche Studie über Verstrickung und menschenverachtende Methoden.
Der Titel verweist auf Arthur Rimbauds Diktum, man sei nicht ernsthaft mit siebzehn Jahren. Aber »Mit siebzehn« dementiert es mit wachsam zärtlichem Blick. Vor der Kulisse eines abgeschiedenen südfranzösischen Tals erzählt André Téchiné von den Umbrüchen im Leben zweier anfangs verfeindeter Jungen, die ihre Liebe zueinander entdecken.
Die 24-jährige Christin (Saskia Rosendahl) versucht aus der bäuerlichen Einöde in Mecklenburg auszubrechen. Ein sperrig-spröder Anti-Heimatfilm mit präzisem Blick für zwischenmenschliche Spannungen und einer faszinierend widersprüchlichen Hauptfigur.
Zwei Männer, ein italoamerikanischer Rausschmeißer und ein schwarzer Klassik- und Jazzpianist kommen sich in den zwei Monaten einer Konzertour durch den amerikanischen Süden näher. Mit dem Buddy-Roadmovie »Green Book« ist Peter Farrelly, hier ohne seinen Bruder Bobby auf dem Regiestuhl, den Flegeljahren entwachsen, vor allem auch dank grandioser Darsteller.