DVD-Tipp: »Suspiria«
Zweifellos einer der eigenwilligsten Filme, die im vergangenen Jahr in deutschen Kinos zu sehen waren, ist Luca Guadagninos »Suspiria« – eben kein Remake des gleichnamigen Giallo von Dario Argento aus dem Jahr 1977, sondern eine Neuzusammensetzung des Materials; Tilda Swinton spricht von einer Cover-Version und fügt hinzu, »niemand covert etwas, was er nicht liebt«, Regisseur Luca Guadagnino erwähnt, dass er den originalen Film wohl hundertmal gesehen habe, seit er 15 Jahre alt war, nachdem das Plakat schon einige Jahre zuvor seine Fantasie angeregt hatte.
Wie bei Argento geht es auch hier um eine junge Amerikanerin, die an eine deutsche Tanzschule kommt, an der sich dann mehrere bizarre Todesfälle ereignen. Am Ende stellt sich heraus, dass die Lehrerinnen Hexen sind. Guadagnino hat seinen Film im Produktionsjahr des Originals angesiedelt, allerdings in Berlin, wo die Tanzschule direkt an der Mauer liegt. Durch Radio- und Fernsehnachrichten kommt der Deutsche Herbst in den Film, mit der RAF und Stammheim (unterstrichen auch durch die Besetzung mit Angela Winkler und Ingrid Caven) und auch der weiter zurückliegenden deutschen Geschichte.
In den Kinos alles andere als ein Kassenerfolg und auch von der Kritik eher zwiespältig aufgenommen, haben die deutschen Rechteinhaber trotzdem in die Home-Entertainment-Version des Titels kräftig investiert. Neben DVD und Blu-ray-Versionen, die außer dem Film nur Teaser und Trailer als Bonusmaterial bieten, ist eine 3-Disc Limited Collectors Edition im Mediabook erschienen, die den Film selber in beiden Formaten bietet und zusätzlich eine Blu-ray voller Extras. Vier kurze Featurettes (zusammen 17 Min.) bieten erste Einblicke durch Gespräche mit den Verantwortlichen einzelner Departments, darunter dem Choreografen und der Production Designerin, unter den sechs Interviews (zus. 40 Min.) mit den Darstellerinnen und dem Komponisten Thom Yorke ist das mit Tilda Swinton und Luca Guadiagnino (die hier zum wiederholten Mal zusammenarbeiten) das Informativste, ein Gespräch der Oscar-Academy mit Regisseur und Darstellerinnen ist leider nur elf Minuten lang; hier kommt, wie auch im Gespräch mit Guadagnino und Swinton, die Sprache auf den zuvor gänzlich unbekannten Darsteller Lutz Ebersdorf in der Rolle des Psychoanalytikers (das Was ist inzwischen bekannt, gerne hätte man auch etwas über das Warum erfahren, aber da das ganze Bonusmaterial vor dem Kinostart entstand, wollten die Verantwortlichen wohl keine Spoiler liefern). Am informativsten ist allerdings das längste Stück des Bonusmaterials, die 75minütige Masterclass mit Luca Guadagnino, die dieser in London kurz vor der britischen Premiere beim London Film Festival im Oktober gab. Dabei erzählt er im Gespräch sehr detailliert ebenso von seinen Anfängen wie von seiner Arbeitsweise. Das Mediabook enthält zudem ein 24seitiges Booklet mir Interview und Essay. Für den 18. April ist zudem eine 10-Disc-Ultimate Edition angekündigt, die zusätzlich den Argento-Film und reichlich Bonusmaterial zu diesem enthält (Besprechung im Juni). Bis dahin ist diese Ausgabe für alle am neuen Film Interessierten schon mal definitiv.
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