Interview mit Produzent Jason Blum über »Get Out«
Jason Blum speaking at the 2015 Wondercon, for »The Gallows«, at the Anaheim Convention Center in Anaheim, California. © Gage Skidmore (2015)
»Ein guter Regisseur ist ein guter Regisseur«
Mr. Blum, »Get Out« ist ein Überraschungserfolg. Wann konnten Sie sich sicher sein, mit diesem Film einen Hit in den Händen zu halten? Bei den Testscreenings?
Nein, erst am zweiten Wochenende, als er in den amerikanischen Kinos lief. Horrorfilme bauen da normalerweise um 50-60% ab, »Get Out« aber nur 18-20%. Wir waren sehr zufrieden mit dem Einspielergebnis am ersten Wochenende, aber die meisten Horrorfilme, die da ebenfalls 30 Millionen einspielen, enden bei 70 Millionen und nicht bei 170 Millionen (das ist unser derzeitiger Stand nach zehn Wochen).
Sie haben den Film sicherlich mit verschiedenen Arten von Publikum gesehen. Waren die Reaktionen da eher unterschiedlich? Gerade zwischen weißen und farbigen Zuschauern?
Das Witzige an dem Film ist: sieht man ihn mit einem gemischtrassigen Publikum, identifizieren sich die Weißen am Anfang mehr mit der Frau, Allison, die Farbigen mit dem Mann, Daniel. Aber am Ende des Films ist jeder auf Daniels Seite.
Bei unserem ersten Gespräch vor drei Jahren erklärten Sie, es sei Teil ihrer Firmenpolitik, keine Filme mit Debütanten auf dem Regiestuhl zu machen. Was hat Sie im Fall von Jordan Peele davon abgebracht?
Das war nicht das erste Mal: ein Regiedebütant war auch schon der Schauspieler Joel Edgerton mit seinem Film »The Gift« – aber Joel und Jordan besitzen jahrzehntelange Erfahrung im Filmgeschäft, das war entscheidend. Ich sage nie ‚Nie’, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir einem 24jährigen, der den tollsten Kurzfilm in Sundance präsentierte, einen abendfüllenden Film anvertrauen – genau das machen ja die Studios.
Ihre Firmenpolitik bei Blumhouse Productions ist es, Filme zu machen, bei denen die Regisseure ihre Visionen umsetzen können ohne den Druck eines Studios. Dafür müssen sie ein kleines Budget in Kauf nehmen und eine Minimalgage akzeptieren, werden dann aber am Einspielergebnis beteiligt. In die Herausbringung eines Films investieren Sie schließlich ein Vielfaches des Budgets.
Ja, das können bei einem Film, der 5 Millionen Dollar kostet, schon mal 30 Millionen sein – vorausgesetzt, wir und der Verleih entscheiden uns für einen Massenstart.
Es geht aber nicht nur uns Geld: das schwarzweiße Filmplakat für »Get Out«, das draußen vor der Tür aufgebaut wurde, ist so eindringlich wie auffällig.
Es gibt noch ein zweites, farbiges Motiv, das den Kampf am Ende thematisiert. Die Kinobesitzer haben hier wie auch in den USA die Auswahl zwischen beiden. In den USA und in Großbritannien waren die Kampagnen zuerst auf die Horrorfans ausgerichtet, in der Hoffnung, dass andere Besucher später dazu stoßen würden. Das hat funktioniert.
Sie haben von vielen Ihrer erfolgreichen Produktionen wie »The Purge« oder »Insidious« Fortsetzungen gemacht. Haben Sie mit Jordan Peele gesprochen, ob das im Fall von»Get Out« irgendwie möglich wäre?
Das haben wir, ich kann mir aber ein Sequel nur schwer vorstellen. Das könnte nur Jordan machen. Wir haben allerdings eine Reihe weiterer kleiner Filme in Planung.
Wird das schon in der nächsten Zukunft sein, oder müssen Sie abwarten, weil sicherlich jetzt auch die großen Studios an ihm interessiert sind?
Studiofilme brauchen Zeit, deshalb bin ich optimistisch.
Zu Ihren kommenden Projekten gehört »Glass«, das Sequel zu M. Night Shyamalans »Split«. Das wird, wie aus »Split« erahnbar, diesen Film mit seinem frühen »Unbreakable« verbinden. Wird »Glass«, wenn Bruce Willis und Samuel L. Jackson mitwirken, noch im Rahmen Ihrer sonstigen Budgets liegen?
Meine Regeln gelten nur für die jeweils ersten Filme, schon die Fortsetzungen von »Paranormal Activity« waren teurer als das Original - wenn man weiß, dass das Konzept im ersten Film funktioniert hat, muss man den zweiten Film ein wenig breiter anlegen. Das gilt für »Glass« noch mehr, aber Universal wird das finanzieren.
Außerdem haben Sie Sich das »Halloween«-Franchise gesichert…
Das habe ich aktiv betrieben, denn ich finde, das ist ein unterbewertetes Franchise, das mit den letzten Filmen jedoch eine falsche Richtung eingeschlagen hat. Allerdings wollte ich das nur machen, wenn mir John Carpenter seinen Segen gibt. Das hat er getan.
Als Autor und Regisseur haben Sie David Gordon Green verpflichtet, was auf den ersten Blick ungewöhnlich klingt.
Das geschah aus demselben Impuls wie bei Jordan Peele. Ein guter Regisseur ist ein guter Regisseur, egal in welchem Genre, das ist meine Auffassung. Im Herbst 2018 können Sie Sich davon überzeugen, dass das eine gute Idee war.
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