Kritik zu Der Hunderteinjährige, der die Rechnung nicht bezahlte und verschwand

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Die Fortsetzung der schwedischen Zeitgeschichtsgroteske widmet sich größtenteils dem »Brause«-Krieg zwischen Breschnew und Nixon

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»Es ist, wie es ist, und wie's kommt, so kommt's«, lautete das Lebensmotto von Allan Karlsson in Jonas Jonassons Bestsellerroman »Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand«. Dahinter verbarg sich weder Fatalismus noch gläubige Schicksalsergebenheit, sondern ein Bekenntnis zum ganz gegenwärtigen Moment, der ohne reumütiges Lamentieren über Vergangenes und frei von Sorge über die Zukunft gelebt werden wollte. Als passiver Situationist trieb dieser Allan durch die Geschichte des 20. Jahrhunderts, saß mit Oppenheimer, Truman und Genosse Stalin am Tisch und hatte sogar beim Fall der Berliner Mauer seine Finger im Spiel. Vor vier Jahren eroberte der schwedische Antiheld mit einer Vorliebe für Sprengstoff in der gelungenen Verfilmung von Felix Herngren auch die Leinwand und lockte in Deutschland 1,2 Millionen zahlende Zuschauer ins Kino. Trotz des enormen Erfolges seines Romandebüts wandte sich Jonasson lieber neuen Sujets zu, anstatt sich dem Fortsetzungsdruck zu ergeben. Im Filmgeschäft kann man sich solche kreativen Trotzreaktionen nicht leisten, weshalb man nun auch ohne literarische Vorlage ein Sequel in Auftrag gegeben hat.

Diesmal bietet nicht das trostlose Altersheim in Malköping, sondern ein Luxus-Resort auf Bali den Ausgangspunkt der Handlung. Dorthin haben sich Allan (Robert Gustafsson) und seine Freunde zurückgezogen, um die im ersten Teil erworbenen Einnahmen zu verprassen. Nach einem Jahr geht das Geld langsam zur Neige und aus alten Beständen öffnet Allan die letzte Flasche »Volkssoda«. So nennt sich die Brause, mit der die UdSSR unter Breschnew einst dem Coca-Cola-Imperialismus das Wasser abgraben wollte. Kumpel Julius (Iwar Wiklander) sieht in der wohlschmeckenden Limonade mit Suchtfaktor eine neue Geschäftsidee, und Allan glaubt sich dunkel zu erinnern, bei einer Freundin in Westberlin die Geheimrezeptur hinterlegt zu haben. Und so geht es von Bali mithilfe einiger ungelenker Drehbuchkniffe zunächst nach Moskau, wo das Duo samt mitgeführtem Affen in Haft genommen wird, und schließlich mit erweiterter Personalkonstellation und Verfolgergefolge nach Berlin. Anders als der erste Teil konzentriert sich »Der Hunderteinjährige« weniger auf seinen skurrilen Titelhelden, sondern versteht sich eher als Kollektivunternehmen, in dem ein breites Figurenarsenal gleichberechtigt durch die recht zerfaserte Dramaturgie geführt wird. Die historischen Rückblenden, die einen Großteil des Zelig-Forrest-Gump-Charmes ausmachten, werden hier auf ein Zeitfenster reduziert, in dem Breschnew und Nixon um die kulturelle Vorherrschaft auf dem Brause-Markt kämpfen. Dabei ist der frühere KPdSU-Vorsitzende bestens getroffen, und als Kalte-Kriegs-Klamotte entwickeln zumindest diese Rückblenden eine gewisse Qualität. Eher langweilig hingegen ist die gegenwärtige Erzählebene geraten, deren Plotwendungen und Pointen an den Haaren herbeigezogen wirken und nur noch wenig mit dem schwedischen Understatement des Originals gemein haben.

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Furchtbar langweilig.Gags an den Haaren herbeigezogen.Schade

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