Kritik zu Hexe Lilli – Der Drache und das Magische Buch

© Walt Disney

Die Buchvorlage wurde in mehr als zehn Millionen Exemplaren weltweit verkauft und lief als Zeichentrickserie im Fernsehen. Unter der Regie von Stefan Ruzowitzky (Anatomie, Die Fälscher) soll das Kinderbuch nun auch die große Leinwand erobern

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Hektor, der kleine Drache, wird sicher die Herzen der Kinder erobern: Er hat ein ziemlich dickes Bäuchlein, kann nur schlecht fliegen und ist auch sonst eher tollpatschig und schusselig, genau die Eigenschaften, mit denen sich Kinder gern identifizieren. Gesprochen wird die CGI-Figur von Michael Mittermeier, der ihm mit seiner charakteristischen Stimme einen sehr sympathischen, verschmitzten Ausdruck verleiht. Der kleine Drache muss sich auf den Weg machen und eine ehrwürdige Nachfolgerin für die alte Hexe suchen, die bisher auf das Hexenbuch aufgepasst hat. So landet Hektor mit dem Buch bei der 10-jährigen Lilli, die zunächst nur Blödsinn daraus hervorzaubert. Aber der fiese Zauberer Hieronymus ist ihr schon auf den Fersen und will mit Hilfe des Hexenbuchs eine Weltbeherrschungsmaschine bauen.

Ruzowitzkys Karriere begann fulminant mit »Tempo« (1996) und setzte sich mit »Anatomie« (2000) und schließlich dem oscarprämierten »Die Fälscher« (2006) fort. »Hexe Lilli« nun sieht so aus, wie sich ein erfolgreicher Filmemacher einen Kinderfilm vorstellen mag: sehr bunt, sehr fantastisch und ein wenig nach Märchenfilm schnuppernd. Ähnlich wie »Bibi Blocksberg« bedient der Buchautor Knister mit der kleinen Hexe die ganz alltäglichen Wunschträume der Kinder nach Stärke und beflügelt ihre Fantasie, die reale Welt ab und zu ein wenig verzaubern zu können.

Dabei unterschätzt die Vorlage jedoch den Realitätssinn der jungen Zuschauer, die sehr wohl merken, wenn ein Problem wirklich mit Grips und Mut gelöst werden muss, oder wenn der Schwierigkeitsgrad nur vorgetäuscht wird. So entstehen immer wieder Ungereimtheiten in der Story. Das beginnt beim Zauberer, der so blöd ist, dass er nicht wirklich eine Gefahr darstellt. Hieronymus hat in seinem Bademantel etwas erfrischend Unfertiges, das in der Anlage der Figur sehr stimmig ist, aber der Behauptung seiner potenziellen Gefährlichkeit widerspricht. So schafft er es einerseits nicht, seinen verzauberten Mops zurück in einen Menschen zu verwandeln, besitzt aber andererseits die Schläue, in drei Tagen das gesamte Städtchen zu hypnotisieren. Zur Lösung des Problems versuchen die Kinder sich umständlich in sein Computerprogramm zu hacken, bräuchten aber eigentlich nur das Kabel zu durchschneiden . . .

Im Interview sagt Ruzowitzky, er habe zwei Töchter in dem Alter von Lilli und wisse, was sie verschreckt und was nicht. Danach sieht »Hexe Lilli« leider auch aus: Bloß den Kindern nicht zu viel zumuten! Aber man muss Kinder doch ernst nehmen und wissen, dass sie es mögen, wenn es richtig kompliziert wird und es auch mal ein wenig gruselt. Ihre Helden müssen dann nämlich wirklich ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Na ja, es bleibt ja noch der kleine Drache Hektor, der ist richtig mutig und außerdem zum Knuddeln.

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