Kritik zu Kreis der Wahrheit
Collageartiger Dokumentarfilm mit zwei Holocaustüberlebenden
Helga Feldner-Busztin, 1929 geboren, und ihre Schwester Elisabeth Scheiderbauer, Jahrgang 1936, haben das Konzentrationslager Theresienstadt überlebt. Die Erinnerungen der beiden Wienerinnen sind das Kernstück dieses Films. Bedächtig und durchaus abgeklärt vorgetragen, führen sie doch die alltägliche Grausamkeit und Brutalität des KZ-Systems vor. Ihre Eltern lebten in einer, nach Naziterminologie, »Mischehe«, der Vater war jüdisch, die Mutter eine Protestantin. Die Diskriminierungen fingen unmittelbar nach dem sogenannten Anschluss Österreichs im Jahr 1938 an; Helga erzählt, wie sie aus der Klasse relegiert wurde. Und wie die Mutter für den Vater, den die Nazis eine Zeit lang in Buchenwald einsperrten, immer wieder ein neues Schiffsticket zur Emigration besorgte und dafür das Inventar der Wohnung verkaufte – leider war das letzte Ticket gefälscht. Als Helga 14 war, kamen die beiden Schwestern ins KZ, und Helga entging drei Mal der Deportation ins Vernichtungslager Auschwitz; ihre Mutter hat die Schwestern freiwillig begleitet, obwohl sie als »Mischling ersten Grades« nicht mitgemusst hätte.
Die Erzählungen der beiden hören mit der Befreiung des KZ durch die Rote Armee nicht auf, beide beschreiben auch, wie sie in das zerstörte Wien zurückkehrten und wie sie mit ihrem Jüdischsein in der Nachkriegszeit umgingen. Diese Interviews, getrennt aufgenommen, tragen den Film, inhaltlich wie emotional für den Zuschauer. Der österreichische Regisseur Robert Hofferer hat seinen Film aber wie eine Collage angelegt und in die Gespräche nicht nur Aufnahmen aus der heutigen Gedenkstätte Theresienstadt geschnitten, sondern sie mit – teilweise plakativen – Animationen verbunden. Und er hat andere Künstlerinnen und Künstler zu Wort kommen lassen, so interpretieren die Schauspieler Matthias Liener und Valentina Inzko Fink das »Lied von Theresienstadt«, die Tänzerin Cat Jimenez tanzt vor den Aufnahmen des heutigen Theresienstadt. Man muss den Versuch anerkennen und loben, dadurch Zeitgeschichte auf eine andere Ebene zu heben, sie zu transzendieren, einen anderen Umgang mit ihr in den Film zu bringen. Aber das funktioniert, gerade durch die Verschiedenartigkeit und Fülle der Auftritte, nur bedingt und lenkt vom Kern ab. Weniger wäre mehr gewesen.
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