Kritik zu Die Unglaublichen 2
Elternzeit: In der Fortsetzung des Pixar-Erfolgs von 2004 muss Mr. Incredible den Haushalt schmeißen, während Mrs. Incredible alias Elastigirl Schurken jagt
Im Kosmos von Pixars »Die Unglaublichen« sind Superhelden und ihr Konzept von übermenschlicher Selbstjustiz verpönt und gesetzlich stark eingeschränkt. Man möchte den Kampf gegen das Verbrechen lieber wieder der Polizei überlassen. Im Dauerfeuer von Marvel- und DC-Verfilmungen mag so manchem erschöpften Zuschauer ein solches Verbot als durchaus vernünftige Legislatur erscheinen; gleich zu Beginn dieses zweiten Abenteuers der Super-Familie Parr aber macht Regisseur Brad Bird klar, dass er auf Seiten der als unfehlbar präsentierten Comic-Helden und nicht der spießigen Bürokraten steht: Als ein bösartiger Maulwurf sich in den Tresor einer Bank gräbt, vermögen nur Mr. Incredible, Elastigirl und ihre drei Kids den verrückten Schurken in die Flucht zu schlagen.
Dieser anfängliche Kampf ruft direkt wieder in Erinnerung, was schon den ersten Teil vor 14 Jahren auszeichnete: Im Gegensatz zu vielen aktuellen amerikanischen Animationsfilmen sind die popkulturellen Zitate und filmischen Anspielungen in »Die Unglaublichen 2« nicht reiner Selbstzweck, sondern konstruieren ein detailverliebtes, eigenständiges Universum; damit steht die Filmreihe eher in der Tradition gelungener Cartoon-Serien der Neunziger Jahre, allen voran Disneys Kulthit »Darkwing Duck«. Außerdem erinnert Brad Birds liebevolle Zeichnung seiner Superheldenfamilie an seine Prä-Pixar-Zeit bei den »Simpsons« – Fans der gelben Familie aus Springfield können hier auch durchaus einige Parallelen erkennen, die sich aber organisch in den Film einfügen.
In der Fortsetzung steht nun vor allem Mutter und Superheldin Elastigirl im Vordergrund: ein reiches Geschwisterpaar, die Deavors, möchte die negative öffentliche Meinung über Superhelden umkehren – dazu soll Elastigirl ihre Heldentaten im Livestream verbreiten. Ehemann Mr. Incredible muss derweil den Haushalt schmeißen und die wachsenden Superkräfte der drei Kinder in Schach halten – was zu einigen rasant choreographierten Slapstick-Szenen führt.
Aber ein Superheldenfilm wird eben vor allem durch seinen Gegenspieler definiert und auch der ist hier durchaus gelungen. Zunächst scheint es sich bei dem mysteriösen Screenslaver bloß um eine weitere Inkarnation der aus dem aktuellen Mainstreamkino nicht mehr wegzudenkenden Meta-Figur des Hackers zu handeln: Mittels hypnotischer Frequenzen versucht er die Superhelden unter sein Kommando zu bringen, um sie zu diskreditieren. Ein nicht allzu überraschender Plot-Twist aber offenbart, dass der Schurke durchaus Verbindungen zu den großindustriellen Deavors pflegt. Vor allem die Schwester Evelyn Deavor ist dabei realen Vorbildern wie Elon Musk und Co nachempfunden – ein durchaus cleverer Seitenhieb auf die vermeintlich philanthropischen Unternehmungen solch ambivalenter Gestalten. Vornehmlich aber ist »Die Unglaublichen 2« ein spektakulärer Kinderfilm, dessen unkritische Herangehensweise ans Thema Superkräfte zwar etwas aus der Zeit gefallen wirkt, der dafür aber umso mehr auf gutmütigen Spaß setzt.
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