Kritik zu Im Krieg – Der 1. Weltkrieg in 3D
Eine Kompilation von historischen Stereoskopiebildern, arrangiert mit Texten und Musik
Passend zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs kommt dieser Film in die Kinos. Immerhin handelt es sich bei dem Bildmaterial, das ihm zugrunde liegt, um zeitgenössische Aufnahmen, die im Stereoskopieverfahren entstanden. Ein gewisser historischer Wert ist ihnen deshalb nicht abzusprechen. Was der Film daraus macht, ist allerdings eine andere Frage.
Der Auftakt beschwört den letzten Moment des Friedens im Sommer 1914. Der Kriegsausbruch selber wird dann mit angenehmer Zurückhaltung signalisiert, durch aufmarschierende Uniformträger, denen die Menschen am Straßenrand zujubeln. Pathos regiert in den aus dem Off gesprochenen zeitgenössischen Texten, die der Kriegsbegeisterung Ausdruck geben. In der Folge wechselt der Film hin und her, zwischen den kämpfenden Nationen, aber auch zwischen Front und Heimat.
Bei den stereoskopischen Aufnahmen handelt es sich überwiegend um statische Bilder, um arrangierte Motive, bei denen die Porträtierten alle in die Kamera gucken. Sie sind, um des 3D-Effektes willen, oft in der Tiefe des Raumes gestaffelt. Das zeitigt eine eher kuriose, den Aufklappbüchern ähnliche Wirkung. Bilder von Kampfhandlungen gibt es eher wenige, was vermutlich mit der schwerfälligen Aufnahmetechnik zusammenhängt. Bewegung wird deshalb künstlich erzeugt, mit Schwenks über die Aufnahmen oder aber mittels Zeitlupe, die die wenigen Bewegtbilder verlängert. Das Ganze ist mit einer symphonischen Musik unterlegt, die wenige dramatische Möglichkeiten auslässt. Gegenwartsaufnahmen, bei denen die Kamera sich durch Wälder und über Felder vorwärtsbewegt, hinterlassen eher den Eindruck von Füllmaterial, bis zum Schluss, wenn eine majestätische Kamerabewegung den Blick auf immer mehr Kreuze auf einem Soldatenfriedhof freigibt – was wiederum in seiner Überbetontheit eher hilflos wirkt.
Einen ungleich stärkeren Eindruck hinterlassen die – von einer Reihe prominenter Synchronsprecher verlesenen – Texte, Briefe und Erinnerungen, die im Film nicht zugeordnet werden und deren Verfasser erst im Nachspann namentlich genannt werden. Neben vielen Unbekannten finden sich darunter auch prominente Zeitzeugen wie Ernst Toller oder Stefan Zweig.
Im Nachspann liest man zwar »Dramaturgie: Andres Veiel«, doch Im Krieg. Der 1. Weltkrieg in 3D bleibt doch eher schlicht in seiner Konzeption. Im Zusammenspiel von Bild und Text erinnert er stark an die vor einiger Zeit in Arte und der ARD ausgestrahlte Tagebuch-Reihe – immerhin bleiben einem hier deren höchst dürftige nachgespielte Szenen erspart.
In der Materialfülle sind in diesem Film durchaus einige eindringliche Bilder enthalten – die aber stets entweder vom Offtext oder der Musik überlagert werden. Insofern macht der Film auch schmerzlich bewusst, wie sehr uns Harun Farocki fehlen wird – ein Filmemacher, der keine Bilder aneinanderreihte, sondern sie auf ihre Details hin befragte.
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