Kritik zu The Crime

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Die englische Kultserie »Die Füchse« war in den 70er Jahren eine der ersten, die rasant kompromisslose Ermittler einer Sondereinheit der Polizei vorstellten. Nun hat Nick Love einen Kinofilm daraus gemacht

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»The Sweeney« – so hieß nicht nur die englische Kultserie der 70er Jahre im Original, die hier als »Die Füchse« auf den Bildschirm kam, so hieß auch ein Sondereinsatzkommando der London Metropolitan Police, eine Art schnelle Eingreiftruppe, die Gesetze missachten und neben Pistolen auch Baseballschläger zum Einsatz bringen konnte. Hauptsache, die Aufklärungsquote stimmte. Doch die Zeiten ändern sich. Interne Ermittlungen, so heißt es einmal in Nick Loves Film »The Crime«, bringen fast ebenso viele Straftäter vor Gericht wie die Fahndung. In diesem Konflikt steckt Jack Regan (Ray Winstone), der sein ganzes Leben dem Kick der Konfrontation zwischen Cop und Verbrecher gewidmet hat. Er hat nicht mal eine eigene Wohnung, schläft in Hotels oder auf der Couch seines Kollegen und Freundes George Carter. Dieses vater-sohn-ähnliche Verhältnis prägte die Serie und ist auch Zentrum des Films »The Crime«, der auffällig englisch ist, mit einem grandios inszenierten London und sprachlichen Feinheiten, dem Südlondoner Cockney-Rhyming-Slang, den man schon in Manchester nicht mehr versteht. »The Sweeney« heißt eigentlich »Flying Squad«, und das reimt man in London mit »Sweeney Todd«, dem mörderischen Barbier der seinen Kunden die Hälse durchschnitt.

Hardboiled Cops sind etwas aus der Mode gekommen. Computer machen heute die Arbeit schwitzender Ermittler, die vor allem rennen und schießen können mussten. Verfolgungsjagden finden im Auto oder auf dem Motorrad statt, der Körper bleibt gepflegt und unverletzt. Die Cops in »The Crime« sind anders. Zupackend, brutal und einander eng verbunden, wie bei der Armee. Ihr Job ist wie eine Droge, sie haben gelernt, dass man denken muss wie ein Verbrecher, um ihn fassen zu können. Sie sind Outlaws im besonderen Sinn und letztlich nur ihren eigenen Gesetzen verpflichtet. Doch ihre Zeit geht zu Ende. Insofern zeigt »The Crime« weniger eine spannende Geschichte, die in ihrer Struktur austauschbar bleibt, sondern widmet sich einer Ära, die es so nicht mehr gibt. Trotz der Modernität der Sets ist »The Crime« ein Buddymovie, ein Film, der komplexe personelle Beziehungen entwickelt und sich auch auf die Arbeitsbedingungen dieser Sondereinheit einlässt. »Wir sind immer unterbesetzt, unter-Eingreiftruppe der grobenSorte: Ray Winstone als Jack Regan und Ben Drew als George Carter bezahlt und stehen unter enormem Druck«, heißt es im Film. Und als Jack zusehen muss, wie seine Geliebte von Gangstern erschossen wird, gerade in dem Moment, als sie sich entschlossen hatte, ihren Mann zu verlassen, brechen persönliche Hemmnisse weg, und ein drängendes Gefühl von Rache mischt sich in die ohnehin grenzenlose Dienstbereitschaft.

Nick Love sucht in seinen Filmen gern nach der dunklen Seite des Lebens, inszeniert eine Atmosphäre der Gewalt, die nicht mal nachvollziehbare Gründe haben muss. Das betrifft Cops wie Verbrecher gleichermaßen. Insofern ist »The Crime«, wenn man genauer hinschaut, ein etwas anderer Thriller. Und Hauptdarsteller Ray Winstone, den man in Filmen wie Hugo Cabret, Indiana Jones, The Departed oder Cold Mountain gern übersieht, findet sich schon im Abspann einer Folge von »The Sweeney« aus dem Jahr 1976. Damals spielte er einen namenlosen Jugendlichen.

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