Kritik zu Butterfly Tale – Ein Abenteuer liegt in der Luft
In diesem deutsch-kanadischen Animationsfilm lernen junge Schmetterlinge, ihre Ängste und Unzulänglichkeiten zu akzeptieren
Es ist eine lange Strecke, der alljährliche Flug ins Winterquartier: 5000 Kilometer müssen dabei zurückgelegt werden, von Kanada bis nach Mexiko. Nicht die sonst so beliebten Vögel sind diesmal die Protagonisten, sondern Schmetterlinge, genauer gesagt: Monarchfalter. Dass zu denjenigen, die diesmal nicht mitfliegen sollen, auch die beiden gehören, die gerade als Helden dieses Animationsfilms eingeführt wurden, sorgt für erste Verstimmungen: Patricks rechter Flügel ist verkümmert, während sein Freund Marty noch gar kein Schmetterling ist, sondern immer noch eine Raupe.
Da die beiden jedoch unbedingt dabei sein wollen, greifen sie zu einer List: Sie verstecken sich in dem Anhänger, der einen Vorrat an Milchkraut transportiert, von dem die Monarchfalter sich ernähren. Alsbald werden sie jedoch entdeckt. Bei einem Beinahe-Absturz begreift Patrick, dass auch Jennifer, die den Anhänger hinter sich herzieht, ein Handicap hat – Höhenangst. Doch zu dritt, später noch mit Unterstützung von Jennifers Freundin Lily, stellen sie sich ihren Ängsten und überwinden sie schließlich.
In »Raus aus dem Teich«, der Weihnachten ins Kino kam, brach eine Entenfamilie Richtung Süden auf, erlebte aber vor allem Abenteuer in der ungewohnten Großstadthektik von New York. Das Motiv der Reise dient selbstverständlich stets der Entwicklung der Helden, die – meist im Kindes- oder Jugendalter – dabei in der einen oder anderen Form über sich selbst hinauswachsen müssen. Das trifft auch auf »Butterfly Tale – Ein Abenteuer liegt in der Luft« zu. Die deutsch-kanadische Koproduktion, 2021 mit dem deutschen Animationsdrehbuchpreis ausgezeichnet, beschreitet allerdings keine neuen Wege. Während Marty am Ende endlich zum Schmetterling wird, lernen Patrick und Jennifer, mit ihren Handicaps zu leben. Das kann man als kindgerechte Darstellung neu gefundenen Selbstbewusstseins würdigen.
»Butterfly Tale« verzichtet auf die in Animationsfilmen oft ausgedehnten temporeichen Verfolgungsjagden und verdichtet die Komik in der Tollpatschigkeit Martys und vor allem in der Auseinandersetzung mit drei Raubvögeln. Für deren Anführer ist das eine persönliche Sache, denn bei ihrer letzten Begegnung hat Patricks Vater sich für die Seinen geopfert und ihm dabei ein Auge ausgehackt. Da die drei sich immer wieder untereinander streiten, zumal der großsprecherische Anführer und seine Schwester, dürften sie auch für kleinere Kinder kaum angsteinflößend sein. Wenn die Falter bei ihrer Reise statt der gewohnten Wiese mit Milchkraut mitten in der Landschaft auf einen Supermarkt mit großflächigem Betonparkplatz stoßen, spricht der Film auch noch das Thema des Raubbaus an der Natur an. Gestalterisch setzt er auf die bunten Flügel der Schmetterlinge vor eher pastellfarbenen Hintergründen. Individualisiert werden die Falter, allesamt mit Armen und Gesichtern vermenschlicht, durch Unterschiede in Kleidung, Frisuren und teilweise Kopfbedeckungen.
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