Kritik zu After the Wedding
Hollywood-Remake von Susanne Biers gleichnamigem Film, hochkarätig besetzt mit Julianne Moore, Michelle Williams und Billy Crudup
Es verwundert, dass ein amerikanisches Remake von Susanne Biers »Nach der Hochzeit« (2006) so lange auf sich warten ließ. Hat der Film doch viel von dem, was in Hollywood als oscartaugliche Erwachsenenunterhaltung gilt: Er erzählt von Armut und Reichtum, von Familie und Idealismus, Liebe und Tod. Alles sehr bewegend. Nun hat der Autor und Regisseur Bart Freundlich die Geschichte adaptiert und seiner Ehefrau Julianne Moore auf den Leib geschrieben: Aus den Männern des dänischen Originals sind Frauen geworden – Bilder von Maskulinität weichen Varianten von Mutterschaft.
Da ist auf der einen Seite Michelle Williams als idealistische Isabel, die seit vielen Jahren ein Waisenhaus in Indien leitet. Auf der anderen Seite die taffe New Yorkerin Theresa (Moore), Mutter und schwerreiche Medienunternehmerin. Sie stellt dem Kinderheim eine Millionenspende in Aussicht, wofür Isabel in New York vorstellig werden muss. Deren Kulturschock inszeniert Freundlich mit rührender Plumpheit: Während sie beim ersten Treffen von hungernden Kindern berichtet, bestellt Theresa nebenbei Hummer für die Hochzeit ihrer Tochter. Zu der mondänen Feier wird auch Isabel eingeladen. Und siehe da (Spoilerwarnung!): In Theresas Künstlergatten Oscar (Billy Crudup) erkennt sie ihre große Liebe aus Studententagen – und in der Braut die gemeinsame Tochter, die die beiden einst zur Adoption freigaben. Aber als Isabel nach Indien verschwand, überlegte Oscar es sich anders. In Theresa fand er eine neue Liebe und eine neue Mutter für sein Kind.
Wer diese abenteuerliche Anhäufung von Beziehungsgeflechten und Enthüllungen nicht albern, sondern anrührend findet, sollte für die nächste Überraschung Taschentücher bereithalten. Denn Theresa (Spoilerwarnung 2!) hat nur noch wenige Monate zu leben, was sie aber rücksichtsvollerweise niemandem erzählt. Stattdessen lockt sie Isabel als eine Art Erbin nach New York: Die leibliche Mutter soll zur Ersatzmutter werden. Als mehrfach ins Bild gerückte Metapher dient dabei allen Ernstes ein kaputtes Vogelnest mit angeknacksten Eiern.
Große Gefühle kommen indes nicht auf. Allein im intensiven Zusammenspiel von Julianne Moore und Michelle Williams schaukeln sich für kurze Momente die Emotionen hoch. Insbesondere Moore hat als abgebrühte Karrierefrau ein paar große Momente. Aber immer wenn es spannend wird, blendet Freundlich ab. Sein Versuch, Pathos zu vermeiden, führt zu einer eigentümlich unterkühlten Inszenierung, die die Konstruiertheit der Story umso deutlicher werden lässt. Fast zynisch wirkt es, wenn Isabel sich am Ende doch noch mit dem komfortablen Upper-Class-Leben arrangieren kann – ein Kinderheim in Kalkutta lässt sich schließlich auch von New York aus managen. Wohlgemerkt: Das alles spielt sich so ähnlich zwar auch in Susanne Biers Original ab – aber eben nur so ähnlich. Denn wenn Bart Freundlichs Remake eines zeigt, dann dass schon wenige Veränderungen aus einer Studie in moralischer Ambivalenz eine gediegene Arthouse-Belanglosigkeit machen können.
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