Amazon: »The Marvelous Mrs. Maisel« Staffel 4

»The Marvelous Mrs. Maisel« (Staffel 4, 2022). © Prime Video

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Weitermachen nach dem Fiasko

Eine kleine Ewigkeit liegt zwischen der letzten und der neuen, vierten Staffel der Amazonserie »The Marvelous Mrs. Maisel« über das Auf und Ab im Leben der Midge Maisel (Rachel Brosnahan), einer Hausfrau aus soliden jüdischen Verhältnissen, die sich in den 1950ern in den Kopf gesetzt hat, eine Stand-Up-Comedienne zu werden. Am 6. Dezember 2019 war die dritte Staffel erschienen, der Virus aus Wuhan war noch ein Exot. Zwei Jahre Pandemie und einige Drehunterbrechungen später ist nun die Fortsetzung verfügbar. Auch wenn in der Serienhandlung nicht so viel Zeit vergangen ist, bricht doch eine neue Ära an.

Schon in der Staffel zuvor hatte Serienmacherin Amy Sherman-Palladino den Sprung in die sechziger Jahre gemacht, neben Midges Aufstieg zum Opening Act des Starsängers Shy Baldwin wurde auch der kulturelle und politische Wandel des Landes erzählt. Am Ende stand Midge im New Yorker Apollo Theater auf der Bühne, wurde danach aber von Shys Manager gefeuert, weil sie mit Anspielungen auf die heimliche Homosexualität seines Klienten zu weit gegangen war. Die neuen Folgen setzen kurz nach dem Fiasko an, doch die Komikerin und ihre taff-treue Agentin Susie (Alex Borstein) haben schnell neue Pläne.

Midge will nun endlich Kontrolle über ihr Leben und ihre Karriere: eine eigene Wohnung für sich und ihren kleinen Sohn und vom Vorprogramm zum Main Act aufsteigen, auch wenn es zwielichtige Kaschemmen und Kleinstbühnen bedeutet. Hauptsache sie kann tun, was sie am besten kann: reden, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, spontan und schmutzig. Lenny Bruce füllt damit schließlich auch die Hallen.

Doch so einfach ist weder das Geschäftliche noch das Private. Auch in Midges Familie geht es drunter und drüber, seit ihr Vater Abe (Tony Shalhoub) die Professorenstelle an der Columbia-Universität verloren hat, er und Rose (Marin Hinkle) die Wohnung aufgeben und bei Midges Schwiegereltern einziehen mussten. Als Midge in ihrem Apartment ein Zimmer für die beiden einrichtet, drehen die Eltern den Spieß geschickt um. Offiziell ist fortan Midge ihre Untermieterin und damit die »Schnorrerin«, der Ruf muss schließlich gewahrt bleiben. So schlittert Mrs. Maisel mit viel jüdischem Witz tragikomisch zwischen Selbstbehauptung und den Fallstricken einer in Hassliebe verbundenen Mischpoke, inklusive dem ungeklärten Verhältnis zum Ex-Gatten Joel (Michael Zegen).

Zu sehen waren bei Redaktionsschluss nur zwei Folgen, in späteren Episoden sollen unter anderem noch Milo Ventimiglia (aus Sherman-Palladinos Hitserie »Gilmore Girls«) und Kultregisseur John Waters in Gastrollen auftauchen. Die Dialoge sind nach wie vor rasant und brillant, die Situationskomik von einem Kaliber, das derzeit allenfalls Larry Davids »Curb Your Enthusiasm« erreicht. Vielleicht nicht ganz zufällig auch das eine Serie über einen jüdischen Komiker. Alleine die Sequenz in der Pilotfolge, wenn die Familie in verschiedenen Gondeln des Riesenrads sitzt und sich einen verbalen Schlagabtausch liefert, ist schwindelerregender Screwball at its best.

OmU-Teaser

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