Herr der Filme
Heinz Badewitz (* 1941 in Hof; † 10. März 2016 in Graz, Österreich)
Er war der dienstälteste Festivalleiter Deutschlands, vielleicht sogar der ganzen Welt – und dieses Jahr hätte ein Jubiläum sein können, das 50ste. 1967 hat Heinz Badewitz, zusammen mit dem Regisseur Uwe Brandner, die Hofer Filmtage gegründet, aus denen einmal das wichtigste Podium für den (bundes)deutschen Film werden sollte. Die beiden sind in die fränkische Provinz ausgewichen, weil die etablierten Festivals ihre Filme abgelehnt hatten und sich in München kein Kino fand. Und Badewitz kannte in der Stadt an der Saale einen Kinobesitzer. Autorennen von Vlado Kristl, Die Leiden des jungen Trauerböck von Badewitz selbst und Gartenzwerge von Wolfgang Urchs etwa liefen in diesem Jahr. Ein zweieinhalbstündiges Programm im Mai. »Kein Mensch hat damals ernsthaft an eine Fortsetzung geglaubt«, so Badewitz.
Aber schon die zweiten Hofer Filmtage dauerten drei Tage – und der Treffpunkt der deutschen Filmszene war geboren. HOF, das Wim Wenders einmal als »Home of Films« erklärt hat, lebte aus seiner Atmosphäre der Intimität und Weltläufigkeit. Man war dort untereinander, am legendären Bratwurststand, beim samstäglichen Fußballspiel der Branche gegen die Filmtage-Mannschaft – aber Badewitz holte auch immer Festivalfilme aus Cannes und Venedig nach Hof. Und er hat seinem Publikum großartige Retrospektiven präsentiert, oft zu einem Zeitpunkt, als die Regisseure noch nicht den Nimbus hatten, den sie später gewannen. 1976 war Brian De Palma in Hof und 1994 Peter Jackson. Da war er gerade, mit »The Frighteners«, auf dem Sprung zu seinen Big-Budget-Filmen und ist in kurzen Hosen und Army-Jacke mit Fran Walsh durch die herbstliche Stadt gelaufen.
Heinz Badewitz, das war das Gesicht von Hof, wenn er sich auch auf ein tolles Team verlassen konnte. Er hat die Filme ausgesucht, hat auf den Nachwuchs gesetzt, als die Filmemacher seiner Generation wie Wenders oder Herzog ihre Filme auf den »größeren« und besser budgetierten Festivals zeigten. Berührungsängste hatte Badewitz nie – auch der Genre bildende Improfilm »Dicke Mädchen« von Axel Ranisch hatte 2011 seine Premiere in Hof. Ganz plötzlich ist Badewitz in Graz am 10.3. beim Festival gestorben, 74 Jahre alt. »Er wurde mitten aus dem Leben gerissen, bei dem, was er am liebsten tat und wofür sein Herz schlug: Filme sichten, neue Talente entdecken und sich mit den Filmemachern austauschen«, schrieb Hofs Organisationsleiter Rainer Huebsch.
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