Waldtiere, diesmal!
Das beste Opening hatte bislang Danny Boyles »T2«, die Fortsetzung seines Szenefilms »Trainspotting«. Zu hämmernden Beats stampfen buntbeschuhte Füße auf einem Laufband, das Fitnessstudio ist der neue Wald, nachdem der Waldlauf irgendwann mal Jogging hieß. Doch im Wald herrscht seitdem Ruhe, Ruhe für die Tiere, die es dort immer schon gab. Wären da nicht die Jäger, aber dazu später.
In Ildiko Enyedi fünften Spielfilm »On Body and Soul« sind zwei Rehe die eigentlichen Stars. Genauer ein Reh und ein Hirsch. Offenkundig ein Paar, aber doch in angemessener Distanz zueinander, durchstreifen sie die winterlicher ungarische Landschaft. Mal ist die Kamera ganz nah dran, dann wieder zurückhaltend und distanziert, bis man sie irgendwann ganz vergießt. Dann nämlich, wenn sich die Schnauzen feucht-glänzend berühren, voller Intimität und doch ohne große Folgen. Dass in den beiden Tieren die Traumgestalten einer autistischen Qualitätskontrolleurin und eines Buchhalters aus dem Schlachthof stecken, weiß man zu dem Zeitpunkt noch nicht. Und doch scheint ein Bär für die Kamera von Máté Herbei hier bereits festzustehen. Andere Filmemacher hätten diese Szene einfach im Computer animiert. Noch sind gerade mal gut ein drittel der Wettbewerbsfilme gelaufen, da zeichnet sich auch in diesem Jahr erneut ab, wie wichtig Tiere bei der Berlinale sind.
Waldtiere diesmal, die die Heldin in Agnieszka Hollands Film »Jagdbeute« (Pokot) radikal schützen, oder eher rächen will. Auch hier gibt es grandiose Aufnahmen von Rehen, Hasen, Wildschweinen und einem Dachs, die in der Darstellung manchmal fast zu Charakteren werden, zumindest aber die Jagd als etwas gänzlich unmenschliches erscheinen lassen. Doch während in Indigos Enyedis Schlachthof immer häufiger vegetarische Menüs über die Theke gehen, ist die Konsequenz hier eine andere. Zynisch läßt Agnieszka Holland einen Jäger nach dem anderen umbringen.
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