Buch-Tipp: Thomas Barthel – Carsta Löck/Jan Hendriks
Schillers Wort, dass die Nachwelt »dem Mimen keine Kränze flicht«, hat heute nur noch bedingt Bedeutung, weil audiovisuelle Medien das Schaffen von Bühnen- und Filmkünstlern bewahren. Doch gibt es immer wieder Darsteller:innen, die aus dem Blick geraten, und irgendwann dem kulturellen Gedächtnis entschwinden. Thomas Barthel hat sich zwei dieser Schauspieler angenommen – Jan Hendriks und Carsta Löck. Tja . . .
Wenn man lange brütet, kommt einem Jan Hendriks vielleicht als Kriminalinspektor Brenner in der Serie »Der Alte« in Erinnerung, Carsta Löck als Krösa-Maja in den »Michel aus Lönneberga«-Filmen. Beide haben natürlich viel mehr Spuren im Film und auf der Bühne hinterlassen. Thomas Barthel zeichnet beider Wege minutiös nach (einschließlich Zeittafel, Film- und Fernsehnachweisen, Register), seine Bücher sind für Filmfreund:innen eine Fundgrube. Carsta Löck allerdings war im »Dritten Reich« eine viel beschäftigte Schauspielerin, »whose plumpness adorns several Nazi propaganda films« (Paul Roen), und ihr Verhalten während der »tausend Jahre« hätte gern eine differenziertere Bewertung erfahren dürfen. Aktiv auf der Bühne und im Film war sie bis ins hohe Alter. Jan Hendriks' Karriere als attraktiver jugendlicher Liebhaber in »Opas Kino« fiel einerseits dem Ende ebendieser Epoche deutschen Unterhaltungskinos zum Opfer, andererseits wohl auch einer Anklage wegen Unzucht aufgrund des Paragrafen 175. Beide Bände sind in der Reihe »Vergessene Schauspieler«erschienen, und da bleibt abschließend nur zu sagen: mehr davon!
Thomas Barthel: Carsta Löck. Das Leben ist kein Tüddelkram. 311 S.: Ill. 18,90 €.
Bestellmöglichkeit (edition winterwork)
Thomas Barthel: Jan Hendriks. Doppelspiel. 303 S.: Ill. 21,90 €. Beide erschienen in der edition winterwork, Borsdorf. 2020.
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