Vorfreude
In einer Woche beginnt die 66. Berlinale mit einem Film der Vorschusslorbeeren nicht nur deshalb verdient hat, weil er sich dem großen Caesar widmet. Jeder Film der Coens bis heute »hatte etwas«, um es mal vorsichtig auszudrücken. Die beiden Brüder gehören zu den Stars des eigensinnigen Genrekinos, benutzen Formen des Althergebrachten, um sie individuell zu interpretieren und kommen dabei immer wieder auf das Kino selbst zu sprechen. »Hail Caesar« zeigt nun wie einst in Hollywood Filme gedreht wurden, in der Hoffnung, dass es heute nicht mehr so ist. Das Kino als Thema von Filmen allerdings ist schon fast ein eigenes Genre. So oft hat sich der Film seiner selbst versichert, hat aus der Differenz heraus gepunktet und sich über seine eigenen Grenzen hinweggesetzt. Mir hat der Film-im-Film immer besonders gut gefallen, nicht wegen der kleinen Manierismen, sondern wegen der impliziten Ironie, die auch die hoch emotional aufgeladenen Filme wie »Cinema Paradiso« noch aufweisen. Hier geht es gleichzeitig um nichts und doch um alles. Hier trifft die sogenannte Traumfabrik auf ihren Gegenstand und man sieht wie ernst sich die Industrie selbst nimmt. Solche Filme werden tatsächlich »fürs Kino« gemacht.
Deutschland ist nur einmal vertreten, im Wettbewerb, und das ist auch eine Aussage. Viele deutsche Filmemacher fürchten inzwischen am Kampf um den goldenen Bären teilzunehmen und dann nicht zu gewinnen. Das sei auch für die Vermarktung des Filmes später schlimmer als gar nicht erst anzutreten. Und dann gibt es einen Film, der 8 Stunden lang ist. Wie man den in den normalen Tagesverlauf integrieren soll, wie man verhindert gerade dann den mangelnden Nachtschlaf nachuzuholen, und ob es überhaupt Kinos gibt, die diesen Film später zeigen werden, das sind Fragen die mich heute noich bewegen. In einer Woche beginnt der Rausch, dann stellt man sich solche Fragen nicht mehr.
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