Birgit Roschy

Filmkritiken von Birgit Roschy

Ein Familienvater, von seinen Kindern an Weihnachten im Stich gelassen, lädt stattdessen zwei alte Damen aus dem Altersheim zum Fest: Die kammerspielhafte Komödie glänzt mit boshaftem Wortwitz, bei dem nebenbei Lebensweisheiten vermittelt werden.
Während die Animation vergleichsweise simpel ausfällt, überzeugt dieser Trickfilm durch seine märchenhafte und vielschichtige Perspektive auf den Beginn des iranisch-irakischen Krieges: als Coming-of-Age-Geschichte eines Jungen, der mit einer waghalsigen Mission Menschen aus einer belagerten Stadt rettet.
Trotz der formelhaften Rahmenhandlung und grober Unglaubwürdigkeiten ist diese Buddy-Komödie über zwei wiedergefundene Freundinnen, gut besetzt und flott inszeniert, recht unterhaltsam.
Am Beispiel eines senegalesischen Vater-Sohn-Duos will das Drama an das Schicksal französischer Kolonialsoldaten gemahnen. Aufgrund der ungeschickten Inszenierung aber ist der Film trotz Sympathieträger Omar Sy weniger eindrücklich, als es dem Thema angemessen wäre.
Die vierte Filmadaption von Erich Kästners Jugendromanklassiker glänzt mit schöner Alpenkulisse und namhaften Darstellern, vernachlässigt jedoch wesentliche Bausteine der Geschichte und wirkt insgesamt etwas unbeholfen.
Im Alter von fünfzig Jahren verabschiedet sich ein Club-Med-Animateur nach Paris, um eine Jugendliebe wiederzufinden und begegnet stattdessen seinem Halbbruder: eine burleske Komödie mit deutlichen Drehbuchschwächen, was aber meist durch das eingespielte Team Kad Merad/Dany Boon aufgefangen wird.
Das Drama über die Affäre einer verheirateten Fischerin mit einem jungen Mann verläuft entgegen der theatralischen Konventionen einer klassischen Ehebruchfilmes, verliert aber trotz stimmungsvoller Inszenierung und Cécile de France als vitaler Heldin zunehmend an Glaubwürdigkeit.
Ein Polizist auf der Suche nach seiner verschwundenen Tochter gerät in eine Verschwörung von Super-Hypnotiseuren und muss sich seiner wahren Natur stellen: Regisseur Rodriguez nimmt in seinem Mysterythriller Anleihen bei anderen Filmen, entwickelt jedoch keine zugkräftige Dynamik.
Valeria Bruni Tedeschi zeichnet ein fiebriges Sittenbild ihrer schauspielerischen Lehrzeit im legendären Théatre des Amandiers und feiert die Energie einer Jugend auf der Bühne wie im Leben verausgabt: oft enervierend theatralisch, jedoch anrührend – und, angesichts des Skandals um einen der Darsteller, auch allzu naiv.
Nichts Neues im Spionageuniversum, doch wenn Tom Cruise als Ethan Hunt wieder mal die Welt retten muss – diesmal auf der Jagd nach einem digitalen Parasiten und einem alten Feind – ist das bestes Popcornkino mit tollkühner Action und auch Charme.

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Tipp
Apples Thrillerserie »Hijack« schildert eine Flugzeugentführung quasi in Echtzeit – sieben Stunden Flugzeit von Dubai bis London – und trumpft mit Idris Elba als verhandlungsbegabtem Passagier auf.
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Mit »Der Greif« wird erstmals ein Roman von Wolfgang Hohlbein, seit Jahrzehnten einer der produktivsten deutschen Fantasyautoren, als Serie verfilmt.
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In »Still: A Michael J. Fox Movie« wird mit virtuoser Film-im-Film-Montage das Schicksal des quirligen Helden aus dem Komödienklassiker »Zurück in die Zukunft« beleuchtet, der seit 1990 an Parkinson leidet.
Thema
Seine Spezialität sind Kultfilme mit Hipster-Appeal. Wie die von Wes Anderson, der Jason Schwartzman als Teenager in »Rushmore« groß herausbrachte. Auch in Andersons neuem Film »Asteroid City«, der in Cannes Premiere hatte, ist Schwartzman mit von der Partie.
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Mörderisch gut: »Poker Face«, die Krimiserie über eine Streunerin und Hobbydetektivin »on the road«, ist auch eine originelle Hommage an Miss Marple und Inspektor Columbo.
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Marseille 1940/1941. Eine internationale Gruppe versucht mit allerlei Intrigen, europäischen Intellektuellen, die vor Hitler fliehen, die Ausreise zu ermöglichen. Aus dem wahren Stoff um Varian Fry und sein ERC macht die Serie »Transatlantic« eine bestens ausgestattete Seifenoper.
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Sehr japanisch: In »Makanai: Cooking for the Maiko House«, der Verfilmung eines populären Mangas über Geiko-Azubis, feiert Hirokazu Kore-eda in wohltemperierter Atmosphäre die Geisha-Tradition in der alten Kaiserstadt Kyoto.
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In »Funny Woman« wird eine junge Frau aus der Provinz zum Star einer Sitcom und zum Sprachrohr für gesellschaftlichen Wandel: eine liebevolle Hommage an »Swinging London« und das Fernsehen der sechziger Jahre.
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In der ambitionierten Neuinterpretation von Anne Rices »Interview mit einem Vampir« bekommen die Blutsauger ein zeitgenössisches Update verpasst, mit Männerliebe, rassistischer Ausgrenzung und quälender Identitätssuche.
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»Girls«-Schöpferin Lena Dunham verleiht ihrer Jugendbuch-Adaption »Catherine Called Birdy« ihren charakteristischen Witz und findet in »Game of Thrones«-Star Bella Ramsay als Enfant terrible, das sich trickreich gegen seine Verheiratung wehrt, eine wunderbar aufsässige Heldin.