Anke Sterneborg

Filmkritiken von Anke Sterneborg

In ihrer Kultur-Clash-Komödie macht Doris Dörrie das Freibad zum Austragungsort für virulente Fragen über Freiheit, Frauenrechte und Demokratie in der multikulturellen Gesellschaft und jongliert in einer sketchhaften Abfolge von Szenen mit gängigen Klischees und Vorurteilen.
Eine zerrüttete Restfamilie sucht Heilung auf Safari in der afrikanischen Savanne, und wird durch den Rachehunger eines bösen Riesenlöwen gezwungen, sich zu verbünden. Was ein packender B-Movie-Survivalthriller mit prominenter Besetzung von Idris Elba sein könnte, ist nur eine Ansammlung von Cheap Thrills, skizzenhaften Figuren und hanebüchenen Dialogen.
Viele Killer aus der ganzen Welt jagen in einem Hochgeschwindigkeitszug einem Koffer mit Geld hinterher. Mit den schlagfertigen Dialogen, einem illustren und diversen Ensemble schillernder Stars und Nebendarsteller und einer Fülle eingeschobener Rückblenden wirkt das wie eine Achterbahnversion der ausgeklügelten Handlungschoreografien von Quentin Tarantino, durchaus amüsant, aber auch leicht ermüdend.
Das autobiografisch gefärbte Drama einer verlassenen Schwangeren in Berlin verwandelt Laura Lehmus mit einer Fülle bunter Ideen und origineller Einfälle in eine märchenhaft bunte Feelgoodkomödie. Das hat viel Charme, neigt aber auch zu einer gewissen Oberflächigkeit.
Vater, Mutter, zwei Kinder an der belgischen Küste, die Dynamik unter den Familienmitgliedern wird durch einen Einbruch gestört. Diesen Veränderungen spürt Ronny Trocker im Wechsel der Perspektiven nach, bleibt dabei aber allzu vage und sprunghaft.
Das Porträt einer Kaiserin als Frau in der Midlife-Crisis. Marie Kreutzer bietet aus heutiger, feministischer Perspektive einen Blick hinter die repräsentative Fassade der berühmten Sisi und einen Kommentar zu männlich dominierten Machtstrukturen, die bis heute wirken.
Der dritte Teil einer Trilogie über das Leben in einer kleinen Hafenstadt in Kalabrien: Jonas Carpignano begleitet das Coming of Age eines fünfzehnjährigen Mädchens, aufwühlend unmittelbar gespielt von Swamy Rotolo, die zusammen mit ihrem Vater und ihren beiden Geschwistern eine fiktive Version ihres Lebens in einer kleinen, von der Mafia kontrollierten kalabrischen Hafenstadt spielt.
Eine unwahrscheinliche Liebesgeschichte zwischen einer gereiften Dame und einem linkischen Jungen erzählt Nicolette Krebitz in ihrem vierten Film auf so schwebend verspielte und poetische Weise, dass sich irdische Fragen nach der Wahrscheinlichkeit gar nicht erst stellen.
Auf die romantische Liebe im Schnelldurchlauf folgt die lange Trauergeschichte nach dem plötzlichen Tod. Basierend auf der realen Geschichte des Drehbuchautors Chris Silber, fächert Alain Gsponer unterschiedliche Formen der Trauerbewältigung auf, und federt die Tragik durch Anteile von Wärme und Humor, von Poesie und Fantasie ab.
Auf der Basis einer bekannten Prämisse gelingt den Brüdern Adam und Aaron Nee ein sehr vergnüglicher Mix aus Schatzsuche-Abenteuer, Dschungel-Action, Komödie und Romanze, der vor allem von der Körperkomik der beiden Hauptdarsteller Sandra Bullock und Channing Tatum lebt, und von deren Lust am Spiel mit Image und Rollenklischees.

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Tipp
Der Mafia auf den Fersen – die dritte Staffel von »Il Cacciatore« auf DVD und Blu-ray.
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Eine Kinovorstellung im »Marmorhaus«? Teuer. Da musste der Plakatkünstler Josef Fenneker alles geben.
Meldung
Ist »Triangle of Sadness« wirklich der beste und stärkste Film dieses europäischen Kinojahrgangs, oder könnte es sein, dass Ruben Östlunds Klassenkampfsatire einfach nur der bekannteste Film ist, auf den sich die meisten Europäer einigen können?
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Eine schrecklich­ nette Familie: Die 1991er Version der »Addams Family« als Mediabook.
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Heldenepos in ­Rotoskopie: »The Spine of Night« mit den Stimmen von Lucy Lawless, Richard E. Grant, Patton Oswalt und Joe Manganiello.
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Tim Burton schafft mit »Wednesday« ein Sequel um die Tochter der Addams-Familie, die einst von Christina Ricci gespielt wurde.
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Eigentlich ist der Walzer nur ein »Paartanz im 3/4-Takt«. Diese Studie zeigt: im Film ist er vielfältig nutzbar.
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Caroline Link erzählt in ihrer Therapie-Serie »Safe« von den Besonderheiten des Umgangs mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen.
Thema
In einem Alter, in dem die Lebensenergien der meistens Menschen nachlassen, wirkt die von Werner Herzog noch ungebrochen. Ende Oktober kommt ein Film über ihn ins Kino, »Werner Herzog – Radical Dreamer« von Thomas von Steinaecker. Und das Filmmuseum Berlin hat ihm eine Ausstellung gewidmet. Anke Sterneborg hat in Berlin in der Kinemathek mit ihm gesprochen.
Tipp
Er revolutionierte den Vorspann und war legendärer Grafikdesigner: Saul Bass lässt in »Phase IV«, das im ­Mediabook erscheint, bestens organisierte ­Ameisenhorden auf die Menschen los.