Tipps
Seiten
Eine gewissenhafte Familienrichterin (Emma Thompson) muss entscheiden, ob ein leukämiekranker 17-Jähriger gegen die religiöse Überzeugung seiner Eltern eine lebensrettende Bluttransfusion erhalten soll. Geschickt verwebt Richard Eyre in seiner Ian-McEwan-Verfilmung »Kindeswohl« den juristischen Konflikt mit der Studie einer Ehekrise: eine sehr britische Reflexion über Wahrheit, Würde und Empfindsamkeit.
Emily Atef inszeniert das letzte Interview, das Romy Schneider einem deutschen Medium gab, nicht als tragischen Offenbarungseid. Dank ihrer Darsteller wird daraus die intime, wehmütige Chronik eines souveränen Abschieds.
Man kann dem Film von Sally Potter seine Leichtigkeit und Verrat an der pubertären Mädchenseele vorwerfen. Man sollte dabei aber nicht darüber hinwegsehen, wie genau sie ihre Freundinnen, Mütter und Väter auf dem Hintergrund ideologischer Positionen entwirft, die weiter Wirkung zeigen.
Ein wunderbar nostalgischer Film, der von Männerfreundschaft und Erfindergeist in Le Mans 1966 erzählt, wo zwei ausgefuchste Tüftler den Autobauer Ford konkurrenzfähig machten.
Inspiriert von einem wahren Fall, entwirft Rosa von Praunheim das Psychogramm eines Mörders, der Männer mit einem Drogencocktail tötet. Am stärksten ist der wild durch die Jahrzehnte springende Film, wenn er sich auf die Beziehung zwischen den schwulen Männern und auf seinen schwer greifbaren Protagonisten konzentriert.
Ein Vater versucht verzweifelt, seinen Sohn aus der Drogensucht zu befreien. Klug aufgebaut und sehr gut gespielt, verliert »Beautiful Boy« durch die allzu gediegene Inszenierung an Kraft und entwickelt nicht die dem Thema angemessene verstörende Wucht.
Wer glaubt, dass man das Thema der sozialen Ghettos in Deutschland nicht mehr variieren kann, sollte sich diesen Film ansehen, der eine queere Thematik ohne jede Verrenkung damit verbindet.
Mit Stanley Tucci und Colin Firth als schwulem Paar erzählt Harry Macqueens Drama von einer Demenzerkrankung, doch weniger als Kranken- denn als Liebesgeschichte und in Form eines Roadtrips. Unsentimental, wunderbar gespielt und so zurückhaltend wie poetisch in Bilder gesetzt.
Leos Carax ist zurück, mit einem Musical von unendlicher Schönheit und grenzenloser Schwärze. In grandios gefilmten Sequenzen porträtiert er einen Künstler, der alles um sich herum nur zerstören kann. Wer darin ein Selbstporträt Carax' erkennt, irrt sicher nicht. Aber dieser Film ist noch viel mehr, ein Panorama unserer Zeit und unserer Kultur, das die Lüge feiert und mit jedem Bild die reinste Wahrheit sagt.