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Gerhard Midding

Es wäre Unfug, einen Maigret-Film in der Gegenwart anzusiedeln. Diese Figur ist an Sitten und Klima jener Epoche gebunden, die Claude Chabrol einmal "le temps Simenon" nannte. Sie verknüpft sich mit der Topographie eines Paris, in dem es noch kleine Geschäfte und Handwerksbetriebe gibt und die gesellschaftlichen Sphären sich nur begegnen, wenn ein Verbrechen begangen wurde. Das hat Patrice Leconte also schon mal richtig gemacht.

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Die Kriterien, nach denen Kinos die Szenenfotos für das Cover ihrer Programmhefte auswählen, beschäftigen mich seit Jahren. Soll es ein provokantes Bild sein, das Neugier weckt? Eines, das einfach durch seine Schönheit bestrickt? Oder gar eines, das wie ein Motto funktioniert, wie eine Essenz dessen, was im jeweiligen Monat läuft?

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"Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der die Kultur über Gegenstände weitergegeben wurde", sagt der Comiczeichner Aksel in »Der schlimmste Mensch der Welt«. Er fährt fort: "Sie war interessant, weil wir zwischen ihr leben konnten." Julie, die ihn im Krankenhaus besucht und gut 20 Jahre jünger ist, versteht nicht ganz, wovon er spricht – meint er Bücher? Ja, die meint Aksel auch.

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Für den amerikanischen Philosophen Stanley Cavell waren Filmschauspieler eigentlich gar keine Schauspieler, sondern Objekte der Betrachtung. Er verstand viel vom Kino, aber ich bezweifle, dass sein Diktum wirklich so rigide gemeint war. Folgt man ihm jedoch, kämen Filmstars erst wirklich zu sich selbst, wenn sie für Glamourfotografen posieren.

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Das Glück drängt auf Dauer. Es soll verweilen, so lange es eben geht. Aber nur selten wagt es, Maß an der Unendlichkeit zu nehmen. Ist der Wunsch, die Geliebte solle ewig leben, ein Versprechen oder ein Fluch? Er verstört selbst in einem Vampirfilm. Nun ja, als Vampirfilm ist „Ganja and Hess“ ohnehin gründlich aus der Art geschlagen.

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Man könnte meinen, Corona gehöre schon der Geschichte an. Die zahlreichen Infektionen während der Berlinale, die ich in meinem Umfeld wahrnahm, schienen bereits zur Routine zu gehören. Ich war überrascht, als eine Freundin von den Warnungen auf ihrer Corona-App berichtete. Gibt's die noch? Längst wird Bilanz gezogen: Es war ein Fehler, die Schulen zu schließen, die Masken waren wirkungslos etc.

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Die Freundin, die so leidenschaftlich für die Ausstellung warb, hatte recht: Nan Goldins Fotos leuchten. Gewiss, die Freundin war voreingenommen – sie arbeitet in der Akademie der Künste, wo die Schau zu sehen ist. Aber so begeistert hatte sie bislang noch über keine andere in ihrem Haus gesprochen.

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Terence Fisher hat die lakonischsten Schlusseinstellungen gedreht. Ihre Nüchternheit vertrug sich überhaupt nicht mit dem Genre, in dem er arbeitete: dem Horrorfilm. Aber sobald die Gefahr gebannt und das Monster tot war, blendete er unverzüglich den Titel "The End" ins Bild ein. Dazu ertönt ein Crescendo, aber zum Ausklingen bleibt keine Zeit. »The Devil rides out«, der am Dienstag in der "Kultkino"- Reihe des Frankfurter Filmmuseums läuft, bildet jedoch eine reizvolle Ausnahme.

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Seit der Bären-Verleihung am vergangenen Samstag ist der Begriff "Kino der Achtsamkeit" in vieler Munde. Er hat nicht nur einen guten Klang; die Entscheidung der Jury, Nicolas Philiberts »Sur l' Adamant« mit dem Hauptpreis auszuzeichnen, ist auch auf Unverständnis und gar Missbilligung gestoßen.

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Heute erhält Caroline Champetier die diesjährige Berlinale Kamera. Als ein Beispiel ihrer Arbeit wird dazu »Les Innocentes« (Agnus Dei – Die Unschuldigen) gezeigt. Ich nehme an, nicht das Festival, sondern die französische Kamerafrau selbst hat diese Wahl getroffen. Sie ist gleichermaßen überraschend wie triftig.