Amazon: »Daisy Jones & The Six«
»Daisy Jones and The Six« (Miniserie, 2023). © Amazon Studios
Daisy Jones (Riley Keough) ist die Tochter einer Rabenmutter, die nichts Besseres im Sinn hat, als ihrer Tochter maliziös einzureden, sie habe nicht das geringste Talent. Umso leidenschaftlicher wird die Heranwachsende beseelt von dem Wunsch, sich in der kalifornischen Popmusikszene Mitte der 70er Jahre als Singer-Songwriterin durchzusetzen. Die Geschichte dieser fiktiven Sängerin wird in der aufwendigen Amazon-Produktion »Daisy Jones & the Six« nach dem gleichnamigen Bestseller der Schriftstellerin Taylor Jenkins Reid erzählt, die sich von der Beziehung der Sängerin Stevie Nicks zur Band Fleetwood Mac inspirieren ließ.
Popmusik wird hier einmal aus Sicht einer quirligen jungen Frau thematisiert, die in einer von Männern dominierten Musikwelt zunächst permanent aneckt. Egal, auf wen die ambitionierte Komponistin trifft, keiner der dünkelhaften Typen vermag sich überhaupt nur vorzustellen, dass ein gut aussehendes Mädchen nicht nur die Muse eines Kerls sein möchte. Besonders dreist treibt es ein zweitklassiger Nichtskönner, der eiskalt eine ihrer Kompositionen klaut. Und so staunt Daisy nicht schlecht, als sie während der Arbeit als Bedienung plötzlich ihren eigenen Song in der Radio-Hitparade hört. Ohne Nennung ihres Namens.
Mit Pleiten, Pech und Pannen dieser Art geht es weiter – bis der berühmte Musiker Teddy Price (Tom Wright) auf sie aufmerksam wird. Der erfahrene Produzent bringt die störrische Newcomerin mit einer Garagenband aus Pittsburgh zusammen. Daisy und der Sänger der Six, ein trockener Alkoholiker und Familienvater, schreiben gemeinsam Hits. Aber damit beginnen erst die eigentlichen Probleme.
Rock 'n' Roll entsteht in dieser Serie nicht mehr, indem selbstgerechte Gockel wie üblich Sex & Drugs konsumieren. Kreativität wird frei, wenn Daisy und der Six-Frontmann Billy Dunn (Sam Claflin) sich gleichberechtigt aneinander abarbeiten. Zuweilen wirkt das etwas überzogen. Als hätten sie nur darauf gewartet, Problemgespräche über Verletzungen in der Kindheit zu führen. Die zuweilen etwas prätentiös wirkende Psychologisierung wird jedoch aufgefangen durch gute Darsteller. Neben Sam Claflin als melancholischem Beau überzeugt vor allem Elvis-Presley-Enkelin Riley Keough als verletzte Seele auf der Suche nach sich selbst.
Erzählt wird die mäandernde Geschichte in der Rückblende: und zwar in Form einer fiktiven Dokumentation, in der die Darsteller zwei Jahrzehnte später ergründen, warum die Gruppe ausgerechnet im Zenit ihres Schaffens auseinanderbrach. Das fiktive Album »Aurora« erschien übrigens parallel zum Serienstart; Auskopplungen einzelner Songs wurden auf YouTube Millionen Mal geklickt. Die Verwertungskette zwischen Serie, Buchvorlage und Musik erscheint schon etwas skrupellos. Trotz allem fasziniert der geschmackvoll inszenierte Zehnteiler über die kalifornische Musikszene der 70er Jahre dank einer großen Dichte differenziert gezeichneter Frauenfiguren.
Trailer
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