»Game of Thrones: Battle of the Bastards« (S06E09)
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Come for one, stay for two: Mit Meereen und Winterfell setzt »Battle of the Bastards« nicht eine, sondern gleich zwei große Schlachten in Szene – Die eine schnell, die andere langsam, beide schmerzvoll
Der lang ersehnte »Battle of the Bastards« wurde seinen Erwartungen gerecht. Einmal mehr hat »Game of Thrones« in seiner vorletzten Folge die Grenzen der Fernsehunterhaltung gesprengt und sich an Bildgewalt und blutrünstiger Opulenz übertroffen. Dabei überrascht die Episode mit nichts Neuem, sondern inszeniert das Alte so intensiv wie nie zuvor. Die Fokussierung auf zwei Handlungsschauplätze gibt den Figuren wie auch dem Zuschauer Gelegenheit, in kleinen Szenen noch einmal Luft zu holen, ehe alles im spannungsgeladenen Getöse untergeht.
Daenerys‘ Rückkehr in Meereen bringt Tyrion in Erklärungsnot. Er versucht, ihr von seinen politischen Errungenschaften zu berichten, doch sieht sie nur die immanente Bedrohung der feindlichen Armada vor der Stadt und verfällt in ihren gängigen Targaryen-Modus: Tötet sie alle, brennt sie nieder! Tyrion macht der Drachenkönigin klar, dass aus der Vernichtung ganzer Städte nichts Gutes entspringt. Er überredet sie, mit den Sklavenmeistern zu reden. Was zur Folge hat, dass Dany mit ihren Drachen die Schiffe der Angreifer in Brand setzt, während Tyrion die Kapitulation der Meister aushandelt. So geht die zweite Belagerung von Meereen vorüber.
Im Norden von Westeros teilen die Figuren in den letzten Stunden vor der Schlacht um Winterfell ihre Gefühle und Gedanken mit dem Zuschauer: Mürrisch brütet Jon über den Schlachtplan. Ramsays Armee ist doppelt so groß wie seine, doch gibt er die Hoffnung nicht auf. Sansa bietet ihre Hilfe an, bleibt aber in den Kriegsplänen der Männer außen vor. Abseits der Zelte stößt Davos Seaworth auf die Stelle, an der Shireen Baratheon für den Sieg ihres Vaters elendig verbrannt wurde und erkennt, was Melisandre der kleinen Prinzessin angetan hat. Diese wiederum sieht für Jon eine große Zukunft im Dienste des Lord of Light. Jon will davon jedoch nichts wissen. Er will nicht der Auserwählte sein, kein Anführer, kein König, was ihn gerade dazu prädestiniert, Verantwortung zu übernehmen. Darin sind sich nämlich Tormund und Davos einig, als sie in einem Gespräch über Stannis Baratheon und Mance Rayder resümieren: Vertraue nicht in Könige, vertraue in Menschen.
Zurück in Meereen: Dort sind Theon und Yara Greyjoy mit ihrer Flotte eingetroffen und stehen Dany und Tyrion im Thronsaal gegenüber. Eine faszinierende Konversation beginnt, in der die Nachfolger von drei der größten Häuser aus Westeros sich über ihre machthungrigen Väter austauschen und die gemeinsame Zukunft besprechen. Die vier geschädigten Kinder gehen einen geschichtsträchtigen Pakt ein, der die Drachenkönigin mit gerade genug Schiffen versorgt, um Kurs nach Westeros nehmen zu können. Wird es die junge Generation besser machen als die alte? Über Danys glorreicher Zukunft liegt ein dunkler Schatten. Immerhin ist nicht der Triumph der Guten im Krieg gegen die Bösen das verbindende Motiv in der Folge, sondern die unterschlagene Grausamkeit, mit der die Schlachten gewonnen werden.
Währenddessen kommt es in Winterfell zur entscheidenden Schlacht. Der Kampf der Bastarde ist ein blutiges Massaker, in dem sich die Unmenschlichkeit des Krieges zu einer eindrücklichen Sequenz verdichtet. Das Bild füllt sich mehr und mehr mit wilden und zerschundenen Körpern, bis man nicht mehr zwischen Freund und Feind, tot oder lebendig, Mensch oder Materie unterscheiden kann. Zusammen mit Jon Snow wird der Zuschauer unter dem Getrampel panischer Wildlinge begraben und japst im überfüllten Bildkader verzweifelt nach Luft. »Battle of the Bastards« verheddert sich in der schizophrenen Logik des Anti-Kriegfilms: Um die Brutalität des Krieges vorzuführen, wird die entglorifizierte Gewalt in ihrer abstoßenden Drastik dennoch als filmische Attraktion in Szene gesetzt.
Mit Hilfe des unerwarteten Auftritts von Haus Arryn können die Starks schließlich unter großen Verlusten die Schlacht gewinnen. In den Kerkern von Winterfell wirft Sansa Ramsay seinen eigenen Hunden zum Fraß vor. Bestialität wird mit Bestialität bestraft. Die Starktochter hat ihren Peiniger überwunden, doch ist eine Spur von seinem Sadismus in ihr verblieben. Ramsays abscheuliches Ende versinnbildlicht den Pyrrhussieg, den die Starks gegen Haus Bolton errungen haben. Winterfell ist wieder in ihren Händen. Aber zu welchem Preis? Zu viele mussten ihr Leben gelassen. Zudem ist der Frieden von Winterfell nun abhängig von Haus Arryn, das heißt von Littlefinger, was automatisch Ärger bedeutet. Mehr denn je ist man gespannt, wie es in Westeros weitergeht. Nach der Schlacht ist vor der Schlacht.
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