Interview mit Matt Damon zu seinem aktuellen Film »Jason Bourne«
»Matt Damon« Foto: © Universal Pictures
Seinen ersten Oscar gewann er als Autor – 1998 für das Drehbuch von »Good Will Hunting«, das er zusammen mit Ben Affleck geschrieben hatte. Als Hauptdarsteller verlor er damals gegen Jack Nicholson. Von »Der Soldat James Ryan« über die Gaunerkomödien »Ocean's Eleven« samt Fortsetzungen bis hin zu Scorseses »Departed« und zuletzt »The Martian« ist Damons Laufbahn seither der rare Fall einer Karriere ohne Tief
epd Film: Mr. Damon, beim »Bourne Vermächtnis« vor vier Jahren waren Sie nicht dabei …
Matt Damon: Ja, Universal Pictures musste, um die Rechte an der Figur Jason Bourne nicht zu verlieren, einen weiteren Film ins Kino bringen. So war das mit den Nachlassverwaltern des Schriftstellers Robert Ludlum vereinbart. Aber weil Paul Greengrass und ich keine passende Geschichte parat hatten und mit anderen Projekten beschäftigt waren, sprang Tony Gilroy ein. Er erklärte uns sein Vorhaben in Analogie zu »X-Men« und den »Wolverine«-Ablegern. Gilroy meinte, in unserem Falle gäbe es die Ableger bereits, nämlich die Filme mit Jason Bourne. Was er kreieren wollte, war der Überbau, der noch andere Geschichten als bloß die Abenteuer eines einzigen Agenten zu erzählen ermöglicht.
Sie selbst haben sich 2007 nach drei Filmen als Jason Bourne verabschiedet vom Franchise.
Ein endgültiger Abschied war das damals weder für den Regisseur Paul Greengrass noch für mich. Wir waren skeptisch, ob uns noch mal eine Geschichte einfällt, die sich zu erzählen lohnt. Und ob es genug Interesse an einem neuen Film geben würde. Doch dann fragten immer wieder so viele Menschen nach, dass wir anfingen umzudenken.
Ein Comeback also für die Fans?
Genauso würde ich das sagen. Ich habe »Jason Bourne« für das Publikum gedreht. Ich stand schon für so viele Filme vor der Kamera, die am Ende quasi keiner gesehen hat, dass ich es sehr zu schätzen weiß, wenn die Fans einen Film geradezu einfordern. Das ist ebenso selten wie wundervoll.
Wobei genau wie in den früheren »Bourne«-Abenteuern im neuen Film auch wieder einiges an Politik drin steckt.
Dieser Aspekt war uns immer wichtig, und auch deswegen hat es eine ganze Weile gedauert, bis wir wieder eine passende Geschichte hatten. Die ersten drei Filme spielten ja noch in einer vollkommen anderen Zeit: Das war die Welt nach dem 11. September, es ging um das Amerika von George W. Bush und den »war on terror«. Auch nun geht es uns wieder darum, die Realität abzubilden, wenn auch in einer fiktiven, leicht überhöhten Version. Deswegen beginnt »Jason Bourne« an der griechisch-mazedonischen Grenze, die von so vielen Flüchtenden überquert wird. Und deswegen zeigen wir Proteste in Athen. Über allem schwebt dabei die Frage von Privatsphäre und Datenschutz auf der einen und globaler Sicherheit auf der anderen Seite. Das ist schließlich die ganz große Debatte unserer Zeit.
Ist Ihnen der technische Fortschritt der letzten Jahre suspekt?
Mein Smartphone hat mich genauso im Griff wie scheinbar alle anderen Menschen auch. Irgendwie hängt mehr oder weniger mein ganzes Leben dran. Ich brauche es für meinen Arbeitsalltag genauso wie um mit meinen Kindern in Kontakt zu bleiben. Das will ich nicht missen, aller Privatsphäre-Diskussionen zum Trotz. Aber von den Social Media halte ich mich fern. Auf Twitter oder Facebook sucht man mich vergeblich.
Die körperlichen Anforderungen in »Jason Bourne« sind sichtlich nicht leichter geworden … Warum tun Sie sich solche Strapazen überhaupt noch an?
Authentizität wurde bei den »Bourne«-Filmen schließlich immer groß geschrieben. Bei diesem neuen »Jason Bourne« war nun einfach klar, dass der Mann nach zehn Jahren auf der Flucht und im Untergrund nicht aussehen kann, als hätte er es sich gut gehen lassen. Also hieß es für mich: runter mit den Pfunden – und ab ins Gym.
Macht Ihnen Sport keinen Spaß?
Jeden Tag trainieren, manchmal sogar zweimal? Das ist normalerweise nicht so meins. Ich fühle mich eigentlich ganz wohl in meiner Haut, ganz gleich ob ich ein paar Kilo mehr oder weniger drauf habe.
Spielen Sie manchmal mit dem Gedanken, die Schauspielerei aufzugeben?
Hm, ich liebe es Filme zu machen, das steht außer Frage. Ich würde sehr gerne bald einmal selbst Regie führen. Deswegen kann ich mir gut vorstellen, dass irgendwann die Zeit kommt, in der ich nicht mehr die ganze Zeit vor der Kamera stehen will. Mir fällt da Clint Eastwood ein, der mal zu mir sagte: Ich hatte irgendwann einfach die Schnauze voll, ständig meine eigene Visage zu sehen.
Zum Schluss ein Blick in die Zukunft: Werden wir Bourne ein weiteres Mal wiedersehen?
Mal sehen. Erst einmal gucken, wie dieser Film ankommt. Ich bin mir sicher, dass Paul Greengrass jetzt erst einmal wieder ein paar andere Geschichten erzählen will. Aber wer weiß, ob Jason Bourne dann nicht doch wieder gebraucht wird, um die Welt vor einem Präsidenten Trump zu retten.
Fürchten Sie wirklich, er könnte Präsident werden?
Die Sorge habe ich durchaus. Nachdem die Briten nun für den Brexit gestimmt haben, halte ich endgültig alles für möglich. Das war ein richtiger Schock, damit hatte ich trotz der knappen Umfragen im Vorfeld nicht wirklich gerechnet. Doch dadurch wird Trumps politischer Aufstieg jetzt umso greifbarer. Denn die Wut und die Angst, die Wähler scheinbar umtreiben, sind überall auf der Welt ähnlich.
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