Kritik zu Salami Aleikum
Im vergnüglichen Spielfilmdebüt von Dokumentarfilmer Ali Samadi Ahadi (»Lost Children«) reist ein Deutsch-Iraner in den Wilden Osten und findet dort seine im wahrsten Sinne große Liebe
Mit einem Lamm kann man alles machen: zum Beispiel eine Bollywood-Kulisse aus pinkfarbenen Kotelett-Bergen formen oder biblische Schäferszenen nachstellen und das Tier im passenden Moment blöken lassen. Den richtigen komischen Moment trifft Ali Samadi Ahadi mit seinem Spielfilmdebüt so oft, dass sich beim Zuschauen allmählich eine Stimmung breitmacht, wie man sie zuletzt angesichts der Komödie »Wer früher stirbt, ist länger tot« verspürte: die freudige Überraschung darüber, dass es in einer deutschen Komödie etwas zu lachen gibt, und zwar dauernd. Es ist ein Lachen nicht aus Wohlwollen oder mit Hilfe von ein paar Bieren, sondern eines, das ganz ohne Anstrengung passiert – spontan, sozusagen.
Gezeigt wird, wie ein schrulliger DeutschIraner die Nachfolge in der Metzgerei seines Vaters antreten soll, es aber nicht über sich bringt, die Tiere zu töten. Einem dubiosen Angebot folgend, fährt er von Köln nach Polen, um geschlachtete Schafe zu kaufen, und strandet unterwegs in einem ostdeutschen Dorf, wo er nach allerlei Wirrungen seine wortwörtlich große Liebe Anna erobert. Auf dem Papier liest sich das wie eine bemühte Klamotte im Fahrwasser von »Willkommen bei den Sch’tis«, in der, hart an den Grenzen der Political Correctness, Ressentiments zu gepfefferten Witzen abgemildert werden. War es bei den »Sch’tis« die unheimliche Süd-Nord-Route, so fantasiert hier der Held auf seiner Fahrt vom Westen in den Wilden Osten von heulenden Wölfen und von Glatzköpfen, die übers altdeutsche Kopfsteinpflaster entleerter Dörfer schlürfen. Doch man täte dem Film Unrecht, würde man ihn lediglich als Nachzügler des Culture-Clash-Themas betrachten. Ahadi, bekannt durch den Kindersoldaten-Dokumentarfilm »Lost Children«, demonstriert, wie sich Fremdenfeindlichkeit, Terrorangst, Heimatlosigkeit und Ostalgie ebenso komödiantisch wie tiefgründig umdrehen lassen. Schicksale werden nicht verbal in Dialogen vorgekaut, sondern in Minigeschichten und Trickfilmeinschüben mit märchenhafter Ironie visualisiert.
Sieht man von einer etwas übertriebenen Happy-End-Konstellation ab, so entrollt sich eine runde Geschichte mit einem nahezu perfekten Timing und bis in die Nebenrollen wunderbaren Darstellern. Navid Akhavan als schüchterner Haussohn, der sich die famili- ären Traumata durch Stricken vom Leib hält, sah man zuletzt in einer tragischen Rolle in »Fremde Haut«; hier spielt er mit Sinn für Selbstironie den kleinen Mann, der sich rettungslos in eine Walküre verliebt. Anna Böger, 1,87 m groß, ist kaum wiederzuerkennen seit der Komödie »Ob ihr es wollt oder nicht«, in der sie als klischeehaftes Dummchen eingesetzt wurde. Ahadi dagegen macht das Beste aus ihrem Typ: als eine von den Weltläufen gebeutelte Ex-Kugelstoßerin spielt sie eine Frau ohne Schmu, deren nonverbale Wutausbrüche zu Running Gags werden und die ihren Verehrer auf Armen trägt
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